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Monatsarchiv: Dezember 2013

Geschützt: Existierende und ehemalige Staaten

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Geschützt: Religionsfeinde bitte weitergehen

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Krümelmonster, Teil 20

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Nach ein paar Stunden kamen wir auch wieder zurück. Das Erstaunliche war, wir hatten Lea und Gero im Café getroffen. Zuerst wollte ich zu ihnen gehen, aber sie schienen sich ernsthaft zu unterhalten, da wollte ich nicht stören. Ich bekam nur mit, dass Lea bei der Kellnerin „etwas Alkoholfreies“ bestellte. Da hatte ich lächeln müssen. Ob das Gespräch ein Ergebnis gehabt hatte? Wir würden es sehen, hatte ich mir gedacht und nach dem Zahlen einfach gehen wollen. Doch da hatte Lea mich doch noch gesehen.
„Hallo, ihr beiden! Sara, ich wollte dir nur sagen, dass Gero an Weihnachten auch zu uns kommt.“ Er hatte genickt.
„Ähm… okay! Du, wir müssen jetzt dringend zurück in die WG, ich meld mich dann bei dir!“, hatte ich Lea informiert. „Okay, bis dann!“, hatte sie geantwortet. Hatte ich da eine kleine Rundung an ihrem Bauch gesehen?
„Wahrscheinlich wird sie das Baby behalten“, meinte Anna, als ich sie darauf ansprach. „Die beiden wirkten so glücklich zusammen, und sie hat ja extra nur Wasser bestellt.“
„Meinst du?“, fragte ich. „Das weiß man bei Lea nie so genau. Die kann ihre Meinung mal eben so“ – ich schnipste mit den Fingern – „ändern. Das kannst du nicht vorhersehen.“
„Wir werden sehen.“ Mittlerweile waren wir wieder beim Haus angelangt, in dem Anna und Aurélie wohnten. „Jetzt werden wir aber erst mal sehen, ob sich unsere Lieblingsfreunde wieder eingekriegt haben. Deren Meinung zu ändern, ist sicher sehr viel schwieriger.“
„Da hast du wohl Recht“, stimmte ich ihr zu und nahm 2 Stufen auf einmal. „Ich wette, die zoffen sich immer noch.“
„Da könntest du wieder Recht haben. Mal sehen…“ Als wir vor der Wohnungstür standen, war es auffällig ruhig. Wir pressten beide unsere Ohren an die Tür, aber es war nichts zu hören.
Anna schloss auf. In der Wohnung war immer noch nichts zu hören, außer der tickenden Küchenuhr. Wir schlichen zur Stubentür und schlossen sie vorsichtig auf. Und was erblickten wir?
Aurélie und Freddy Arm in Arm, auf dem Fernsehbildschirm lief das Menü von „Die fabelhafte Welt der Amélie“, wahrscheinlich zum hundertsten Mal. Die beiden lagen da und schliefen. Und bei noch genauerem Hinsehen entdeckte ich… unter der Sofadecke, die sie verhüllte, waren beide nackt!
Ich zerrte Anna in ihr Zimmer. „Die haben beide miteinander geschlafen! Im Wohnzimmer!“
„Tja, ich würde mal sagen, das Ganze war ein voller Erfolg. Lass uns schlafen gehen, ich bin echt müde.“
Auf der unbequemen Gästematratze ruhte ich zur Nacht und ich muss sagen: Lange habe ich nicht mehr so gut geschlafen wie damals.

Das konnte ich auch sehr gut brauchen, denn der Tag darauf wurde genauso ereignisreich. Mindestens genauso ereignisreich, würde ich sagen.
In der Uni wurden viele bedeutungsvolle Blicke ausgetauscht zwischen mir und anderen Leuten.
Zwischen Anna und mir, weil sich Aurélie und Freddy endlich wieder vertragen hatten und Arm in Arm die Uni durchquerten. Wir lächelten uns an.
Zwischen Kati und mir, weil wir eine Zweckverbrüderung geschlossen hatten und uns heute Abend deswegen treffen wollten. Verschwörerisch grinsten wir uns einander an.
Zwischen Hannes und mir. Ihn verwunderte es, dass Kati und ich in stetigem Blickkontakt standen und gelegentlich ein Wort miteinander wechselten. Das verstand er nicht. Sollte er auch nicht.
Wie hast du dich entschieden?, fragte sein Blick.
Belästige mich nicht weiter!, antwortete mein Blick.
Aber du bist doch so eine tolle Frau!, entgegnete sein Blick verständnislos.
Und du bist ein Weiberheld, der sich nicht darum schert, ob er anderen Menschen mit seinen Taten wehtut, sagte mein Blick. So einen will ich nicht haben, egal, wie sehr er mich beglückt hat, fügte mein Blick hinzu.
Und so eine hab ich wiederbelebt, ärgerte sich sein Blick.
Dafür bin ich dir auch sehr dankbar, gab mein Blick zurück. Trotzdem will ich dich nicht mehr haben. Das hättest du dir früher überlegen sollen. Damit wandte sich mein Blick ab.
Das war jedoch nicht das Wichtigste, diese Gespräche mit Blicken, die während Politikvorlesungen und auf den Unigängen stattfanden. Das Wichtigste kam erst heute Abend.
Da kehrte ich wieder ins Studentenwohnheim zurück. Dieser Mief hatte mir fast schon gefehlt. Aber nur fast.
Ich warf schnell meine Sachen ins Zimmer und ging dann los zum Zimmer 405, das viel größer als meins war und in dem Kati wohnte. Sie erwartete mich wohl schon, denn ihre Tür war geschlossen und sie hatte eine Tasche aufgesetzt.
„Hallo“, sagte Kati. „Ich muss gestehen, ich bin ganz schön nervös.“
„Ich auch. Hast du alles dabei?“
„Ja, hab ich“, behauptete sie. „Schere, Minischraubenzieher, Zimmerschlüssel, ich hab sogar ’ne Digitalkamera dabei…“
„Wieso das denn?“
„Damit ich alles fotografieren kann“, lachte sie.
„Du hast sogar einen Minischraubenzieher dabei? Wo hast du den denn her?“, wollte ich wissen.
„Denkst du, ich bin ein kleines Püppchen, das nichts selber machen kann? Den hab ich mir vorm Auszug gekauft, falls irgendwas von meinen Sachen kaputt geht“, informierte Kati mich.
Während wir den Flur Richtung Hannes’ Zimmer entlanggingen, flüsterten wir. Wie lächerlich, als ob uns irgendjemand hören könnte. „Hast du den Schlüssel zu Hannes’ Zimmer?“
„Ja, klar. Er hat den, den er für mich hat abziehen lassen, noch nicht zurückverlangt.“
„Sag mal, wie bist du eigentlich in mein Zimmer gekommen damals?“, erkundigte ich mich bei mir.
„Es war nur einmal abgeschlossen“, erzählte sie. „Da brauchte ich bloß meine Kreditkarte durchschieben und schon war ich drin.“
Ich ärgerte mich, dass ich das nicht bedacht hatte. Aber jetzt ging es um wichtigere Dinge.
Mittlerweile waren wir bei seinem Zimmer angelangt. „Bist du dir wirklich sicher, dass er gerade nicht da ist?“, wisperte ich.
„Na klar, er hat um die Zeit immer seinen Sportkurs an der Uni. Dann wollen wir mal.“ Mit diesen Worten schloss sie die Tür auf. Sofort machten wir uns an die Arbeit. „Ich kümmere mich um die Stereoanlage, und du machst seinen Computer an“, befahl Kati. Fachmännisch schraubte sie die Rückseite der Anlage auf.
„Was soll ich denn da tun?“
„Ich weiß aus sicherer Quelle, dass er morgen eine Hausarbeit abgeben muss. Und so wie ich ihn kenne, hat er die weder ausgedruckt noch auf USB gespeichert“, meinte Kati mit einem diebischen Unterton in der Stimme.
„Du meinst…“
„Ja, genau, ich meine.“
Jetzt tauchte die Passwortabfrage auf seinem Bildschirm auf. „Tipp mal Passwort ein“, verlangte Kati, während sie einige Kabel vertauschte. Ich gehorchte ihr. „Boah, ist der Kerl einfallsreich.“
„Wem sagst du das?“
Normalerweise war ich nicht der Mensch, der daraus Freude bezog, anderen Menschen zu schaden. Doch ich muss gestehen, dass es mir tierischen Spaß machte, all den Quatsch, den er zum Thema Sportpsychologie zusammengeschrieben hatte, zu löschen und beim Schließen des Word-Dokuments auf die Frage „Möchten Sie die Änderungen speichern?“ mit Ja zu antworten.
Eine Weile werkelten Kati und ich noch herum und stifteten Unordnung, wie negative Heinzelmännchen sozusagen. Irgendwann ließ meine Mitverschwörerin ihr Werkzeug sinken und schaute auf die Uhr. „So, wir müssen uns langsam vom Acker machen. In einer Viertelstunde kommt er wieder.“ Sie holte ihren Lippenstift aus der Tasche, malte sich die Lippen rosa an und drückte einen Kuss auf den Monitor. „Hast du auch irgendwas, das du hier zurücklassen kannst?“, wandte sie sich an mich.
„Ja, klar, einen Moment…“, überlegte ich und rannte schnell ins Zimmer. Fein säuberlich breitete ich den mitgebrachten Gegenstand auf seinem Bett aus. Es war das Handtuch, das ich getragen hatte, als Hannes und ich uns in der Dusche begegnet waren.
Zum Abschluss versprühte Kati noch etwas Parfüm im Zimmer und dann verließen wir den Raum. Natürlich schlossen wir die Tür wieder ab.
In meinem Zimmer, dessen Tür wir eine Spur weit offen ließen, legten wir uns auf die Lauer. Es war nicht meine Idee. „Findest du das nicht etwas kindisch?“, fragte ich sie. „Mag sein“, gab sie zurück, „aber ich will sehen, wie er den Schock seines Lebens erleidet.“ Wir müssten beide höllisch lachen.
Da kam Hannes pfeifend den Flur heraufgelaufen, die American-Apparel-Tasche locker über die Schulter gehangen, den Schlüssel schon in der Hand. Er schloss auf und wir konnten sehen, dass er die Tür nicht schloss. Verwirrt betrachtete er das Chaos in seinem Zimmer und schnupperte. Es klang ulkig.
Als Nächstes wollte er wohl, soweit wir das sehen konnten, die Stereoanlage andrehen. Die aber nicht funktionierte. Zunächst fluchte er laut herum. Dann war zu hören, wie er sich über den Lippenstift auf dem Computer wunderte, und es klang schon etwas ängstlich. Er murmelte etwas, das Kati und ich nicht so genau verstehen konnten und tippte auf seinem Handy herum, das er sich ans Ohr hielt. Allerdings schien es nicht zu funktionieren, denn Hannes fluchte erneut wie wild herum. „Scheiße, was passiert denn hier? Okay, ganz ruhig…“ Was dann geschah, konnte ich nicht so genau sehen.
„Was macht er da?“, wisperte ich.
„Er macht den PC an“, antwortete Kati ebenso leise. „Und den Drucker hat er auch angeschaltet… Hm…“ Sie kniff die Augen zusammen… „Er hat irgendwas geöffnet…“ Und plötzlich ertönte so laut, dass man es noch am anderen Ende Frankfurts hören musste, ein verzweifeltes „NEIN!!!“
„Er hat die Arbeit geöffnet!“, rief Kati mir begeistert zu. Wir mussten beide lachen und klatschten High-Five, als wären wir Basketballspieler. Doch das „Nein“ war noch nicht alles, was wir aus Hannes’ Zimmer hörten. Fassungslos hob er, so beobachteten wir, mein Handtuch auf und sah es sich an, dann betrachtete er den Monitor. Schlagartig schien ihm alles klar zu werden. „NEIN!!! Diese verdammten Schlampen! Na wartet…“
Kati und ich lagen auf dem Boden meines Zimmers vor der einen Spalt offenen Tür und konnten uns nicht mehr einkriegen vor Lachen. Gut, vielleicht war all das, was wir gerade gemacht hatten, kindisch und übertrieben, und vielleicht würden wir es irgendwann bereuen. Doch im Augenblick fühlten wir uns einfach göttlich.

Geschützt: Deutsches Blut und italienische Musik

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Geschützt: Kurz kommentiert (mehr oder weniger), Teil 26

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Krümelmonster, Teil 19

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„Dreh dich mal unauffällig um“, raunte Anna. Da entdeckte ich den Grund ihres unerwarteten Fluchausbruchs. Er hatte orangefarbene Stoppeln und nannte sich Frederik. Abgekürzt: Freddy. Ich hoffte aus irgendeinem Grund inständig, dass er uns nicht entdeckte. Leider tat er es doch.
„Wir müssen es ihm irgendwie sagen, was jetzt?“, rief Anna.
„Keine Ahnung… hey, wo willst du denn hin?“ Anna haute einfach ab, ich glaubte es ja nicht! Jetzt überließ sie mir die heikle Arbeit, ihn an einen Ohrt einzuladen, an den er unter Garantie nicht wollte. Doch ich versuchte, mir meine Anspannung und meinen Ärger nicht anmerken zu lassen, und lächelte ihn an. „Hey, Freddy, lange nicht gesehen! Wie, äh, geht’s dir?“
Er brummte bloß herum. „Dumme Frage! Mit Aurélie läuft zurzeit alles schief. Ich verstehe das Weib einfach nicht mehr! Liebt sie mich überhaupt noch? Sie macht mich einfach fertig! Erst kann sie gar nicht mehr genug von mir kriegen, dann macht sie solche Spielchen mit mir und jetzt will sie mich gar nicht mehr sehen!“
Oh Mann. Ich atmete tief durch. Das schien mein Vorhaben ja sehr zu erschweren. Ich sah ihn mir an. Er hatte Augenringe, roch nach Rauch – ein deutliches Anzeichen für Stress – und wirkte insgesamt irgendwie, als hätte er eine Woche lang nicht geschlafen.
„Weißt du, was du brauchst?“
„Nein, was brauche ich denn?“
„Du brauchst… mal Ablenkung von deinen Problemen! Dann siehst du alles irgendwann etwas klarer“, behauptete ich und fand das, was ich da zusammenbrabbelte, ziemlich bescheuert. Doch es schien zu wirken. Zumindest hellte sich sein Gesicht ein klein wenig auf. „Ablenkung, klar, aber wie denn?“
„Hast du Lust, heute Abend mit Anna und mir ein paar DVDs zu gucken?“
„Gerne, wann denn?“ Bis jetzt lief das ja ganz gut…
„Wie wäre es heute Abend um sieben?“
„Hm, weiß nicht… ich wollte noch für die Uni arbeiten…“
Mein Gesicht stürzte in sich zusammen. Oh, er musste heute kommen, sonst –
„Aber eigentlich kann ich das auch noch morgen machen“, verkündete Freddy. Boah, war ich erleichtert. Bis jetzt hatte ich alle Hindernisse überwunden. Blieb noch ein letzter Punkt…
„Wo soll das Ganze denn stattfinden?“, fragte Freddy interessiert.
Oh Hilfe…
„Bei Anna in der WG…“, flüsterte ich und ging innerlich in Deckung.
„In der WG? Vergiss es, da komm ich nicht hin“, rief Freddy und wollte sich davonmachen. Ich konnte ihn gerade noch aufhalten. „Aurélie wird nicht da sein! Die… hat jetzt abends noch so einen Französischkurs von der Uni und kommt erst ganz spät wieder zurück. Dann bist du schon gar nicht mehr da!“
„Meinst du wirklich?“ Freddy war skeptisch. Zu Recht…
„Aber na klar! Du wirst ihr heute Abend auf keinen Fall begegnen“, versicherte ich ihm. Schließlich willigte er ein und ich konnte endlich beruhigt zu meinem Essen zurückkehren. Das ich aus Protest gegen Annas unerwartete Flucht schweigend einnahm.

Abends war es dann so weit. Die Aktion konnte losgehen. Ich hatte ein paar DVDs mitgebracht und Anna hatte auch einige besorgt. Nachdem wir alles noch ein letztes Mal besprochen hatten, saßen Aurélie, Anna und ich im WG-Wohnzimmer zwischen Flipsschüsseln und Gummibärchenpackungen (nicht für mich natürlich). Anna und ich waren so nervös, als müssten wir James Bond bei einem seiner hochgefährlichen Einsätze vertreten. Aber natürlich durften wir das, genauso wie der Geheimagent, nicht zeigen.
„Oh, ich freue mich ja so, dass ich endlich mal einen Abend ohne Freddy und ohne Sorgen verbringen darf. Endlich mal ein Abend in Ruhe und Frieden, nur mit meinen besten Freundinnen. Freut ihr euch auch?“
Ich zuckte zusammen, während Anna nur total trocken ein Ja brummte. Gegen sieben wollten wir dann die erste DVD einschieben. „Ich bin dafür, dass wir zuerst die Amélie gucken“, äußerte sich Aurélie. „Wo liegt der Film denn?“
In diesem Augenblick klingelte es an der Haustür. Anna und ich sahen uns an.
„Verflixt“, rief Anna geistesgegenwärtig. „Den hab ich im Zimmer vergessen! Komm, Aurélie, wir suchen ihn eben. Sara, gehst du bitte mal an die Tür?“
„Na sicher!“, rief ich sofort, sprang auf, rannte zur Haustür, natürlich nicht, ohne vorher die Wohnzimmertür dezent anzulehnen.
Wie erwartet war der Mensch, der geklingelt hatte, Freddy. Ich begrüßte ihn, hängte seine Jacke an den Haken und sah im Hintergrund, wie Anna den Zettel aus der Küche holte.
„Gehst du schon mal ins Wohnzimmer? Du weißt ja, wo es ist“, forderte ich ihn höflich auf. Er tat mir den Gefallen.
Mein Herz klopfte ziemlich stark. Eigentlich lächerlich, oder? Ich konnte es nicht genau sagen. Anna jedenfalls wirkte ziemlich cool, aber ich wusste aus über zehn Jahren Freundschaft mit ihr, dass das nicht stimmen musste. Zusammen stellten wir uns neben den Wohnzimmereingang und warteten, bis Aurélie ihr Zimmer verließ und in die Stube stürmte.
„Hey, Anna, der Film ist gar nicht… Was machst du denn hier???“ Wie angewurzelt blieb unsere gute Freundin ein paar Schritte hinter der Türschwelle stehen.
„Das Gleiche könnte ich dich fragen… ich dachte, du bist in der Uni?“
Das war der Punkt, an dem Anna und ich langsam die Tür zuzogen und abschlossen.
Das sollten die mal schön unter sich ausmachen. Zuerst schienen sich die beiden tierisch zu streiten. Nach einer Weile bummerte Aurélie an die Tür. „Lasst mich sofort raus, verdammt noch mal, das ist Freiheitsberaubung, los jetzt, oder ich rufe die Polizei!“
Anna schob den Zettel unter der Tür durch, dann zogen wir unsere Jacken an und gingen ins Café.
An dieser Stelle will ich erzählen, was auf dem Zettel stand, den wir den beiden unter der Tür durchgeschoben haben:
Wir sind im Café und lassen euch in ein paar Stunden wieder raus, vorausgesetzt, ihr habt euch bis dahin wieder eingekriegt. So, wie ihr euch verhaltet, hält das ja keiner mehr aus. Mit diesem Kindertheater muss Schluss sein!
Freundliche Grüße
Anna und Sara

Krümelmonster, Teil 18

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Die Uni ging rasend schnell vorbei. Gerade hatte ich mich noch im Hörsaal mit Anna zum gemeinsamen Mittagessen in der Mensa verabredet und schon stand ich in der Riesenschlange, die sich vor der Essensausgabe auftürmte. Lautstark unterhielten sich alle Studenten darüber, woraus das Mensaessen heute wohl bestand, und wie sie sich heute wieder durch alle Übungen geschludert hatten. So richtig nahm wohl niemand das Studium ernst, dachte ich.
Im Augenblick musste ich aber etwas anderes ernst nehmen… ich verspürte ein dringendes natürliches Bedürfnis. Also bat ich Anna: „Kannst du mir etwas mitbringen? Ich gebe dir das Geld dann gleich wieder.“
„Kein Problem“, erwiderte sie.
Ich rannte raus und erleichterte mich auf der Toilette. Ah, tat das gut. Wie neugeboren wusch ich mir die Hände. Als ich mir das Gesicht mit kaltem Wasser abpatschte, hörte ich plötzlich etwas. Neben der surrenden Lampe über den Spiegeln ertönte noch ein Geräusch. Ich dachte eigentlich, ich wäre alleine in den Mädchenwaschräumen gewesen. Komisch, was war denn da los?
Neugierig spitzte ich meine Ohren. Erschrocken stellte ich fest, was ich da hörte: Es klang wie weibliches Schluchzen. Untermalt von leisem Schniefen drang es verzweifelt in meine Ohren. Was sollte ich denn jetzt machen? So etwas war mir noch nie passiert, zumal mir die erstickte Stimme irgendwie bekannt vorkam.
Zögerlich ging ich zur verschlossenen Kabine und klopfte an die Tür. „Hallo? Ist da jemand?“
„Was willst du?“, heulte die Person, die auf der anderen Seite der Tür war. Ich erschrak abermals, denn es handelte sich um niemand anderen als Kati. Jetzt war ich noch ratloser.
Wie ein Dummkopf fragte ich: „Weinst du etwa?“
Die Antwort war: „Na und? Was geht dich das an? Hau ab!“
Plötzlich stieg Wut in mir auf. „Ja, genau! Warum interessiere ich mich eigentlich für jemanden, der meine CD, die so schwer zu finden war, einfach kaputt macht? Ganz zu schweigen davon, dass ich vielleicht so was wie Angst hatte, als einfach jemand in mein Zimmer eingebrochen ist. Dann heul doch weiter!“ Ich steuerte den Ausgang an.
„Nein, bitte bleib da!“, ertönte Katis schwache Stimme. Sie schnäuzte sich irgendwo rein, wahrscheinlich ins Klopapier. War das nicht viel zu rau für ihre zarte Nase?
Trotzdem drehte ich mich wieder um und kehrte zurück zur Tür, die mittlerweile offen war.
Kati war ein jämmerlicher Anblick. Sonst stolzierte sie immer wie die Königin von Saba durch die Welt, nahm sich alles, was sie wollte, kümmerte sich nicht darum, ob sie jemandem schadete oder nicht und sah dabei auch noch immer gut aus. Jetzt saß sie da wie ein Häufchen Elend , ihre Klamotten saßen grundfalsch und ihre Wimperntusche war verschmiert; um sie herum lagen dutzendweise vollgeweinte Taschentücher und Klopapierhaufen. Eigentlich hätte ich in diesem Moment Schadenfreude empfinden sollen, das hätte jeder Mensch in meiner Lage getan, denke ich. Aber ich konnte es irgendwie nicht.
Um mich zu sortieren, fragte ich erst einmal: „Was ist denn los, dass du dir fast das Hirn rausweinst?“
Sie schniefte. „Hannes hat mich verlassen.“
„Wirklich?“
„Ja.“ Schnief. „Ich habe mit ihm darüber geredet, wie sehr mir das wehtut, dass er ständig mit anderen Mädels herummacht. Ich habe immer so getan, als würde mir das nichts ausmachen, weil ich mich so gefreut habe, dass jemand mit mir zusammen sein wollte.“
„Wie? Ich dachte, die Jungs fliegen auf dich.“
„Ja, das stimmt auch“, schnaubte Kati bitter und schnäuzte sich erneut. „Sie fliegen auf mich, weil mein Vater eine Firma hat und mir pausenlos das Geld in den Arsch schiebt. Ich will das alles gar nicht! Diesen tollen Wagen, den ich zum Abitur gekriegt habe, wollte ich ablehnen. Aber da hat mein Vater mir ins Gewissen geredet. Dass ich ihn nicht mehr lieben würde und dass ich doch dankbar für solch ein Geschenk sein sollte. Der kapiert auch echt gar nichts mehr!“ Sie schaute mir in die Augen. „Als ich Hannes getroffen habe, dachte ich, er wäre der Erste, der kein schnelles Abenteuer mit mir wollte, der nicht so oberflächlich ist wie alle anderen. Aber da hab ich mich wohl getäuscht. Ich bin bei ihm geblieben… wieso eigentlich? Weil ich ihn liebe, verdammt noch mal!“ Jetzt fing sie richtig an zu weinen. Oh mein Gott, was machte ich nur mit einem Mädchen, das ich eigentlich von Grund auf gehasst hatte? Verlegen klopfte ich ihr auf dem Rücken herum. „Du… darfst dir nicht alles gefallen lassen!“, sagte ich zu ihr.
„Hab ich doch auch nicht“, murmelte Kati.
„Ja, du hast meine CD, die ich jetzt mühsam wieder irgendwo suchen darf, kaputt gemacht, und mir mit dem Einbruch einen Riesenschrecken eingejagt. Super, wirklich!“
„Ich war total sauer auf dich. Nachdem ich rausgefunden habe, dass er mit dir geschlafen hat, wollte ich einfach nicht mehr. Ich hab rot gesehen.“
„Aber wieso verschwendest du deine sinnlose Wut an mich? Sieh es doch ein“, versuchte ich ihr klarzumachen, „der Typ ist ein totales Arschloch. Er verführt alle Weiber und kümmert sich nicht darum, ob er mit irgendjemandes Gefühlen spielt. Das hat er mit mir doch auch gemacht! Wir dürfen das nicht länger tolerieren.“
„Und was schlägst du vor?“, fragte Kati schwach.
„Wir müssen uns an ihm rächen. Hast du Zugang zu seinem Zimmer?“
„Klar, wieso?“
„Wir werden ihm zeigen, dass wir beide nicht alles mit uns machen lassen. Also, hast du morgen Abend Zeit?“

Fünf Minuten später kam ich an Annas Tisch an. Sie sah erst nach einigen Sekunden von ihrem Handy auf. „Tut mir Leid, ich hab gerade eine SMS von Aurélie gekriegt. Sie kommt gleich in die Mensa. Aber wo warst du denn so lange? Wollten alle Studentinnen gleichzeitig aufs Klo oder was?“
„Nein, ich hab noch was wegen der Uni besprochen.“ Das war nicht mal gelogen, Kati und Hannes studierten ja auch hier.
„Na gut, hier ist jedenfalls dein Essen. Hat ein Euro achtzig gekostet, gibste mir die wieder?“, fragte sie und deutete dabei auf einen Teller mit Curry-Tofu-Risotto.
Ich gab ihr das Geld zurück. „Also“, rief Anna, während sie ihr Portmonee wieder einsteckte, „hast du mal wieder was von unserem Traumpaar gehört?“
„Du meinst Aurélie und Freddy? Nein, nicht das Geringste. Das letzte Mal, als ich die beiden zusammen gesehen habe, ist schon Ewigkeiten her. Das Einzige, was ich weiß, ist, dass Aurélie wohl ganz schön wütend auf ihn sein muss. Ich hab dir doch erzählt, wie sie mich im Café angemeckert hat. Und das war noch stark untertrieben.“
„Ja, das hast du mir erzählt. Neuerdings kommt Aurélie immer sauspät nach Hause und von Freddy redet sie gar nicht mehr“, berichtete Anna. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, die sind gar nicht mehr zusammen. Aber das hätte sie mir wohl gesagt.“
„Ja, das seh ich auch so“, pflichtete ich ihr bei. „Das kann so nicht weitergehen. Die lieben sich doch.“
„Deswegen haben wir doch gesagt, dass wir etwas unternehmen. Oh, da kommt sie ja! Hey, Aurélie! Hier sind wir!“ Anna winkte unserer gemeinsamen Freundin zu, die sich gerade etwas zu essen geholt hatte. Als sie näher kam, sah ich, dass sie sich zu ihrem Hauptgericht noch Baguette und Crème brûlée genommen hatte – typisch französisch.
„Hey, Mädels, wie geht es euch?“, begrüßte Aurélie uns und stellte das Tablett auf dem Tisch ab. Sie wirkte recht gut gelaunt.
„Gut, und dir?“, entgegnete ich.
„Mir geht’s perfekt. Ich denke schon gar nicht mehr an diesen Idioten von Freddy. Den hab ich völlig ausgeblendet“, erzählte sie und begann, zufrieden an ihrem Baguette zu mampfen.
Sie sprach uns darauf an, ohne dass wir sie dazu aufgefordert hatten? Verdächtig.
Ich tauschte einen Blick mit Anna aus. Sie schien dasselbe zu denken wie ich. Wie oft hatten wir solche Momente schon gehabt?
„Schau, Aurélie“, begann Anna das Gespräch, „wir wollten heute Abend zusammen ein paar Filme gucken. Willst du mitmachen?“
„Gerne, was guckt ihr denn so?“
Scheiße, so weit hatten wir noch nicht geplant. „Ähm“, stammelte ich, „wie wäre es denn mit ‚Die fabelhafte Welt der Amélie’? Du magst doch die Musik so gerne“, sagte ich und hätte mir am liebsten auf die Zunge gebissen. Als es Aurélie so dreckig gegangen war, hatte sie doch die ganze Nacht diese Musik gehört – bestimmt wollte sie nicht, dass Anna es mir erzählte, wie es Aurélie gegangen war.
Aber sie schien nichts bemerkt zu haben (oder es machte ihr nichts aus). „Oh, klar, für den Film bin ich immer zu haben. Ich hab heute ziemlich lange Uni, wann wolltet ihr denn anfangen?“
Anna sah mich an. „So um sieben vielleicht?“
„Ja, das passt gut, da bin ich schon wieder zurück.“
Da schien Anna was einzufallen. Sie stand auf einmal auf und sagte: „Einen Moment, wir sind gleich wieder da, okay?“ Sprach’s und zog mich vom Stuhl. Verwundert ließ ich mich von ihr aus der Mensa schleppen und sah noch, wie Aurélie uns verwundert hinterher sah.
„Was sollte das denn?“, wollte ich sofort von Anna wissen, sobald wir draußen standen.
„Es gibt einen wichtigen Punkt, den wir nicht bedacht haben, und das wollte ich dir vor Aurélie nicht sagen!“
„Ach, du meinst…“
„Ja, genau. Irgendjemand muss Freddy doch auch noch Bescheid sagen. Nur wie machen wir das? Das Ganze findet ja bei uns in der WG statt, da wird er wohl kaum hinkommen wollen“, gab Anna zu bedenken.
„Wir könnten ihn ja etwas früher kommen lassen…“, schlug ich vor.
„Hm, na ja, vielleicht kann er da nicht… Wir müssen irgendwie verbergen, dass Aurélie da sein wird…“
„Ja, aber wie?“
„Vielleicht könnten wir… Ach, du Scheiße!“, fluchte Anna plötzlich los.
„Was ist denn nun schon wieder?“

Krümelmonster, Teil 17

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Am nächsten Morgen wurde ich wieder von der Sonne im Auge geweckt. Doch diesmal war es keine stechende Sonne, sondern eine freundliche Sonne. Vorsichtig zog ich die Jalousien hoch. Hinter mir drehte sich Lea grunzend im Bett um. Ich setzte mich auf die Fensterbank und beobachtete die Sonne. Sie ging gerade auf und war schön orange gefärbt. Ich beobachtete gern Sonnenaufgänge. Wann hatte ich mir das letzte Mal Zeit dafür genommen? Ich war zu beschäftigt gewesen.
Jetzt starrte ich in die orangefarbene Sonne und dachte nach. Hannes hatte gesagt, er hatte nicht gewusst, wie er sich entscheiden sollte. Wusste ich das? Nein, wusste ich nicht. Was sollte ich tun?
Plötzlich zuckte ich zusammen, denn hinter mir ertönte ein lautes Gähnen. Es war eindeutig weiblich gefärbt. Als ich mich umsah, bemerkte ich, dass es meiner großen Schwester gehörte. Wem auch sonst? Ich wurde langsam paranoid, nach dieser CD-Geschichte. Ich spürte einen Stich im Herzen.
Diese Kati verteidigte ihren Hannes wirklich mit allen Mitteln, sie schreckte vor nichts zurück. Und das, obwohl er ein Schürzenjäger war, dieses Wort benutzte Oma manchmal für solche Männer. Er schaute allem hinterher, was Brüste hatte. Anna hatte ja mal erwähnt, dass er sogar einige Dozentinnen verführt hatte. Und da wollte Kati ihn wirklich noch haben? Das konnte ich, genauer betrachtet, nicht verstehen. Und wieso dachte ich überhaupt noch über ihn nach? Gut, er sah unheimlich gut aus, war wahnsinnig charmant, hatte einen tollen Humor –
„Guten Morgen! Na, wie geht’s dir?“, fragte Lea und schwang ihre Beine aus dem Bett.
„Dumme Frage. Gehen wir jetzt zur Uni?“
„Das bezog sich eigentlich eher auf dein körperliches Wohlbefinden.“ Lea suchte ihre Klamotten zusammen.
„Seit wann drückst du dich so verschwurbelt aus? Mir geht’s super, danke.“
Lea streifte das Top ab, in dem sie geschlafen hatte, und wusch sich am Becken. Nebenbei unterhielten wir uns.
„Jetzt sag mal, wer war eigentlich dieser Typ, der dich gestern entführt hat?“, fragte sie ungeniert nach. Ich zuckte zusammen. „Nun sag schon, wer ist das?“
„Hannes. Er wohnt im Zimmer neben mir.“
„Ach wirklich? Darauf wäre ich ja nicht gekommen“, versetzte Lea und lehnte sich dabei auf den Beckenrand.
„Mehr gibt es auch nicht über ihn zu sagen.“
„Wirklich nicht?“
„Nein, wirklich nicht!“, antwortete ich gereizt.
„Ja, sicher“, antwortete Lea. Ihr war anzusehen, dass sie mir nicht glaubte. Sie begann, sich ihr nach Parfüm stinkendes Zeug wieder abzuwaschen. „Also, wer ist Hannes?“
Manchmal hasste ich ihre Neugier einfach. „Also gut, er hat mich angequatscht, wir haben uns im Duschraum wiedergetroffen und miteinander geschlafen und ich hab mich in ihn verknallt, obwohl er ein verdammter Casanova ist und nichts von mir wissen will! So, bist du jetzt glücklich?“
Erschrocken ließ Lea ihr Deo fallen. Mit einem Ausbruch meinerseits hatte sie wohl nicht gerechnet. „Was? Und das hast du mir nicht erzählt?“
„Nein, du hattest doch viel schlimmere Probleme. Übrigens solltest du dich abtrocknen, sonst erkältest du dich noch.“
„So ein Quark!“, wies sie meinen Einwand beiseite, trocknete sich aber dennoch schnell ab und zog sich an. Dann setzte sie sich neben mich auf die Fensterbank.
„Du hast wirklich mit einem Jungen geschlafen, den du kaum kannst? Aber das war doch dein erstes Mal!“
Trübsinnig antwortete ich: „Das hat mich auch nicht davon abgehalten, mit ihm in die Kiste zu steigen.“
„Habt ihr denn wenigstens verhütet?“
„Ja, haben wir. Sogar zweifach.“
„Das hätten Gero und ich auch machen sollen“, seufzte Lea. „Dann würde ich jetzt kein Baby in mir tragen. Ich bereue es mittlerweile auch, dass ich einfach so mit ihm geschlafen habe. Obwohl wir ja schon so lange zusammen sind.“
„Wirklich?“
„Ja. Ich weiß noch überhaupt nicht, wie ich mich entscheiden soll, alles stürzt auf mich ein. Und das lag nur daran, dass wir irgendwie nicht vernünftig aufgepasst haben. Na ja, worüber haben wir gerade gesprochen? Ich kann dir jedenfalls nur raten, aufzupassen, mit wem du schläfst und wann du das tust.“
„Ja, wahrscheinlich hast du Recht. Ich komme mir jedenfalls unheimlich idiotisch vor“, rief ich.
„Das kann ich mir vorstellen. Aber solltest du nicht auch langsam ins Bad gehen? Sonst verpasst du schon wieder eine Vorlesung.“
„Ich habe dieses Semester erst zwei verpasst“, entgegnete ich, verzog mich aber dennoch zur Körperhygiene.
Unterwegs redeten wir weiter. Wir redeten über vieles, über unsere Familie, über Hannes und Kati, über Leas Baby. Aber eines hatte ich noch nicht herausgefunden.
Ich fragte sie: „Wo bist du eigentlich gewesen? Du bist ja gestern Abend erst ziemlich spät bei mir angekommen.“
„Ach… Ich bin gestern Abend zu Fuß durch die ganze Stadt gelaufen und habe auf irgendein Zeichen gewartet, das mir zeigt, ob ich das Baby behalten soll oder nicht.“
„Und, hast du ein Zeichen bekommen?“
„Nein, irgendwie nicht. Das Komische war, ich bin irgendwann einfach vor Geros Wohnung gelandet. Ich wollte nicht mit ihm reden, ich hab mich nicht getraut… und bin dann einfach wieder weggegangen.“ Traurig schaute sie aus dem Fenster des Busses.
Ich legte den Arm um sie. „Es ist ganz natürlich, dass du Angst vor einem Gespräch hast. Aber irgendwann musst du mit ihm sprechen. Es ist auch sein Kind!“
„Und mein Körper!“
„Die Entscheidung liegt definitiv bei euch beiden. Und ich würde besonders dir raten, nichts zu überstürzen.“ Verzweifelt suchte ich nach irgendetwas, das ich meiner großen Schwester raten konnte. Mir fiel nur eins ein. „Kannst du dich an Oma erinnern?“
„Ja, ganz toll.“ Lea schnaubte. „Als sie erfahren hat, dass ich schwanger bin, ist sie ausgerastet. Die fiesesten Sachen hat sie mir an den Kopf geworfen.“
„Ja, aber sie hatte auch einen Grund dafür!“
„Und welcher wäre das, bitte?“
„Sie ist selber mit 17 schwanger geworden!“
„Wie?“ Überrascht schaute Lea mich an. „Mit 17?“
„Na, als sie Tante Marie erwartet hat!“
„Na klar, wieso ist mir das nie aufgefallen? Darüber habe ich eigentlich nie nachgedacht. Das muss ja hart für sie gewesen sein.“
„Ja, genau. Sie musste ein Kind mit einem Mann aufziehen, den sie gerade mal ein paar Monate kannte. Es war bestimmt nicht einfach, aber es hat geklappt.“
Wir kamen an der Uni an. An der Mensa trennten sich unsere Wege. Sie musste nach rechts, ich nach links.
Bevor wir uns trennten, sagte ich noch zu ihr: „Besprech das mit ihm. Bei Oma hat es funktioniert. Ihr müsst gemeinsam herausfinden, ob ihr das auch schaffen könnt.“