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Monatsarchiv: Oktober 2019

Der politische Fragebogen

Veröffentlicht am

(gesehen in der ZEIT, 2. Oktober 2019)

1. Welches Tier ist das politischste?

Da halte ich es mit Ulrich Matthes und sage: die Ameise. Weil sie einen Staat aufbaut.

2. Welcher politische Moment hat Sie geprägt – außer dem Kniefall von Willy Brandt?

Vermutlich der Besuch des damaligen polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk in meinem Gymnasium, bei dem er nur sehr vage Antworten auf die Schülerfragen gab.

3. Was ist Ihre erste Erinnerung an Politik?

Ich glaube, die Ehre gebührt meiner Mutter, die sagte, sie würde SPD wählen, weil sie dann mehr Kindergeld bekäme.

4. Wann und warum haben Sie wegen Politik geweint?

Niemals.

5. Haben Sie eine Überzeugung, die sich mit den gesellschaftlichen Konventionen nicht verträgt?

Nicht dass ich wüsste.

6. Wann hatten Sie zum ersten Mal das Gefühl, mächtig zu sein?

Könnte sein, dass ich nach den Anti-ACTA-Demonstrationen das Gefühl hatte.

7. Und wann haben Sie sich besonders ohnmächtig gefühlt?

Als Donald Trump gewählt wurde.

8. Wenn die Welt in einem Jahr untergeht – was wäre bis dahin Ihre Aufgabe?

Meinen Lieben bis dahin eine möglichst schöne Zeit zu bereiten.

9. Sind Sie lieber dafür oder dagegen?

10. Welche politischen Überzeugungen haben Sie über Bord geworfen?

Ich halte die Linkspartei nicht mehr für prinzipiell unwählbar.

11. Könnten Sie jemanden küssen, der aus Ihrer Sicht falsch wählt?

Was heißt „falsch“? Es gibt gewisse Grenzen. Es gibt Parteien, die wären okay, bei manchen käme es drauf an, und andere wie die AfD wären ein KO-Kriterium.

12. Haben Sie mal einen Freund oder eine Freundin wegen Politik verloren? Und wenn ja – vermissen Sie ihn oder sie?

Verloren nicht, aber es gab heftige Streits.

13. Welches Gesetz haben Sie mal gebrochen?

Ich wäre schön dämlich, das hier aufzuschreiben, aber ich bin nicht schlimmer als der Kerl, der über meinem PC-Tisch hängt.

14. Waren Sie in Ihrer Schulzeit beliebt oder unbeliebt, und was haben Sie daraus politisch gelernt?

Unbeliebt. Und ich habe daraus gelernt, dass man sich für Schwächere einsetzen muss.

15. Welche politische Ansicht Ihrer Eltern war Ihnen als Kind peinlich?

Damals hatte ich noch keinen Blassen von Politik.

16. Nennen Sie eine gute Beleidigung für einen bestimmten politischen Gegner.

„Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch!“ (Joschka Fischer zu Richard Stücklen)

17. Welche Politikerin, welcher Politiker hat Ihnen zuletzt leidgetan?

Kein(e) Bestimmte(r).

18. Welche Politikerin, welcher Politiker müsste Sie um Verzeihung bitten?

Jens Spahn, weil es in Krankenhäusern, auf Geburtsstationen und mit der medizinischen Versorgung auf dem Land so furchtbar aussieht.

19. Welche Politikerin, welcher Politiker sollte mehr zu sagen haben?

Keine Ahnung…

20. Welche politische Phrase möchten Sie verbieten?

Alles, was Maybrit Illner in ihrem „Politiker-Deutsch“-Wörterbuch so behandelt…

21. Finden Sie es richtig, politische Entscheidungen zu treffen, auch wenn Sie wissen, dass die Mehrheit der Bürger dagegen ist?

Kommt drauf an.

22. Was fehlt unserer Gesellschaft?

Wärme.

23. Welches grundsätzliche Problem kann Politik nie lösen?

Dass Menschen egoistisch und scheiße sind.

24. Sind Sie Teil eines politischen Problems?

Auch da halte ich es mit Ulrich Matthes und sage: mein ökologischer Fußabdruck.

25. Nennen Sie ein politisches Buch, das man gelesen haben muss.

Naja, was heißt „muss“… aber wenn es zählt: „Amon – Mein Großvater hätte mich erschossen“ von Jennifer Teege.

26. Bitte auf einer Skala von eins bis zehn: Wie verrückt ist die Welt gerade? Und wie verrückt sind Sie?

12.

27. Der beste politische Witz?

Neulich haben mein Mann und ich einen sehr lustigen Abend damit verbracht, uns haufenweise DDR-Witze vorzulesen. Stellvertretend verlinke ich hier einen.

28. Was sagt Ihnen dieses Bild?

Ich kann das gerade nicht formulieren. Ich finde es nur sehr bemerkenswert, was aus zwei der drei Männer geworden ist.

29. Wovor haben Sie Angst – außer dem Tod?

Klimawandel.

30. Was macht Ihnen Hoffnung?

Dass es so viele junge Menschen gibt, die sich gegen den Klimawandel einsetzen.

Mit freundlichen Grüßen

Die Kitschautorin