RSS-Feed

Schlagwort-Archive: berliner

Ich liebe diese Stadt, als ob sie mein Mädel wär

Veröffentlicht am

Ich mag Berlin. Leider habe ich es letztes Jahr nicht geschafft, hinzufahren, aber als ich erfuhr, dass Postmodern Jukebox da spielen, kannte ich kein Halten mehr. Sowie ich wieder Geld auf dem Konto hatte, habe ich eine Konzertkarte gekauft. Und wo ich schon mal da war, habe ich auch noch ein paar andere Sachen gemacht. Aber der Reihe nach.

Postmodern Jukebox sind eine ziemlich coole Truppe, die auf Youtube aktiv ist und da moderne Pop- und Rocksongs meist swingig und jazzig nachspielt. Ich hatte mir immer mal vorgenommen, auf eins ihrer Konzerte zu gehen, was bislang dadurch erschwert wurde, dass die Leute aus den USA kommen. Aber aktuell touren sie durch Europa. Auch in Deutschland standen mehrere Stops auf dem Plan und da ich Freunde und Bekannte in Berlin habe (und die Stadt einfach immer einen Besuch wert ist), wurds dann der.

Nach einem kleinen Zwischenstopp im Hotel und bei einem ganz guten Italiener um die Ecke ging es los zum Konzert. Die Location war schon ziemlich cool und auf der Bühne haben Postmodern Jukebox eine Riesenparty gefeiert. Vom ganzen Mittanzen taten mir hinterher die Füße weh und ich war froh um meine Turnschuhe. Wer sich einen Eindruck von der Musik verschaffen will: Dies war die zweite Nummer, die beim Konzert gespielt wurde.

Die folgenden beiden Tage verbrachte ich u.a. mit Menschen aus dem so genannten *Anführungszeichengeste* Internetz. Ich besichtigte beispielsweise eine Ausstellung zur Nordsüd-S-Bahn. Am drolligsten fand ich ein Foto aus der Nazizeit, bei dem einem festlich geschmückten S-Bahn-Zug lauter Leute den Hitlergruß machten. Letzten Sonntag war ich dann im Berliner Zoo und schaffte es endlich, die Pandas zu sehen. Das war cool, auch wenn die beiden nur dasaßen und Bambus gefressen haben.

Nach dem zoologischen Besuch machte ich mich dann auf Richtung Hohenschönhausen. Ich hatte mir immer mal vorgenommen, die Gedenkstätte des ehemaligen Stasigefängnisses zu besichtigen. Es war dort sehr bedrückend. Man hat uns erzählt, wie die Gefangenen gefoltert wurden. Die Haftbedingungen. Die Zellen hat man uns gezeigt. Und dem Einführungsfilm war zu entnehmen, dass die Verantwortlichen nach der Wende dafür kaum belangt wurden. Es war so bitter.

Als ich aus der Gedenkstätte rausging, freute ich mich, dass ich das einfach so konnte im Gegensatz zu den ganzen Gefängnisinsassen. Ich ging zurück zur Straßenbahn, setzte mich dann in eine S-Bahn, eine Regionalbahn, einen ICE, einen IC und einen RE. Dann war ich wieder daheim. Mal sehen, wann ich wieder nach Berlin fahre.

Mit freundlichen Grüßen

Die Kitschautorin

Holocaust-Gedenkblogartikel

Veröffentlicht am

Heute vor 72 Jahren wurde das KZ Auschwitz-Birkenau befreit. Vor ungefähr anderthalb Jahren war ich mit einer Unigruppe dort. Ich habe hier schon einmal darüber berichtet, jetzt möchte ich noch mal einige Eindrücke niederschreiben.

Das Thema Nationalsozialismus hat mich schon immer sehr interessiert und von vielen Leuten wurde mir nahegelegt, mal nach Auschwitz zu fahren. Als es 2015 dann soweit war, fand ich sehr gut, dass ich diese Gelegenheit hatte, hatte aber gleichzeitig auch etwas Angst. 2014 hatte ich die Gedenkstätte Sachsenhausen besucht und es hatte mich unglaublich getroffen. Ich ging davon aus, dass es bei der Besichtigung der Gedenkstätte in Auschwitz genauso sein würde.

So war es dann nicht. Ich nehme an, dass das damit zu tun hat, dass es einen nur beim ersten Besuch einer KZ-Gedenkstätte besonders trifft und danach nicht mehr so. Nichtsdestotrotz war es sehr beeindruckend – im negativen Sinne. Ich hatte mich, auch auf Anraten der Dozenten, dazu entschieden, im Lager keine Fotos zu machen. Das hat für mich auch etwas mit Respekt zu tun (mal davon abgesehen, dass es eh schon unglaublich viele Fotos von diesem Ort gibt). Als ich dann aber sah, dass irgendwelche Leute dort Grinseselfies mit Peacezeichen gemacht haben, bekam ich Plaque. Wie kann irgendwer behaupten, dass man es mit diesem Teil der Geschichte doch langsam mal gut sein lassen müsste? Offensichtlich wissen die Menschen immer noch nicht angemessen damit umzugehen. Weder der Niederländer, der bei der Führung durch die Gedenkstätte fragte, warum die Deutschen die Juden denn bloß so gehasst hätten, noch ein gewisser AfD-Landtagsabgeordneter, der vom Berliner Holocaustmahnmal als „Denkmal der Schande“ sprach.

Teil der Führung durch die Gedenkstätte war eine Art Raum, in dem alle Haare der Häftlinge gesammelt worden waren. Als ich da war, war der Raum nur noch etwa halbvoll. Die Haare werden bewusst nicht konserviert, in einigen Jahrzehnten wird also alles verschwunden sein. Ich hoffe, dass nicht etwas Ähnliches mit dem Holocaust passiert. Die Erinnerung daran muss auf jeden Fall bewahrt werden. Auch wenn man über das Wie streiten kann.

Die Dozenten haben für den Rest des Exkursionstages nichts mehr angesetzt und uns so bewusst offengelassen, wie wir den Abend verbringen wollen. Das fand ich gut. Ich kann gut verstehen, wenn man nach so einem Tag für sich sein will. Ich habe aber auch nichts dagegen, wenn man die Schwere des Tages loslassen und sich amüsieren will. Da muss jeder seinen eigenen Weg finden. Letztlich war es bei uns so, dass fast alle in der Pizzeria nahe des Hotels waren. Und es war ein ziemlich guter Abend.

Ich habe vor der Reise mit so einigen Leuten darüber gesprochen, auch über meine Ängste. Die Tante meines heutigen Mannes hat mir ein kleines Marienbild geschenkt. Wenn ich nach dem Besuch bedrückt sein sollte, hat sie gesagt, ich solle einfach zu Maria beten und das würde sicher helfen. Ich war sehr skeptisch, steckte das Bild aber ein. Und was soll ich sagen, ich habe es am Ende gar nicht gebraucht. Das Bild ist übrigens immer noch in meinem Portmonee.

Was will ich damit nun sagen? Es macht mir Hoffnung, dass es noch gute Menschen auf der Erde gibt. Ich hoffe nur, dass die schlechten am Ende nicht gewinnen.

Mit freundlichen Grüßen

Die Kitschautorin

Valerie und der Priester

Veröffentlicht am

Neulich bin ich auf ein interessantes Projekt gestoßen. Die atheistische Berliner Journalistin Valerie Schönian begleitet ein Jahr lang den Priester Franziskus von Boeselager. Und lernt enorm viel über ihn und seinen Glauben. Zu einigen Artikeln möchte ich jetzt meine Gedanken niederschreiben.

Zu Hause bei Franziskus im Sauerland

Valerie schreibt darüber, dass in Franziskus‘ Familie der christliche Glaube ganz selbstverständlich präsent war, anders als bei ihr. Das erinnerte mich an etwas, das mein Vater neulich gesagt hat. „Wir sind halt nicht damit aufgewachsen. Sonst wären wir vielleicht auch Christen geworden.“

Ich bin ja nun auch nicht damit aufgewachsen und habe mich trotzdem irgendwann taufen lassen, dachte ich gerade. Aber so ganz stimmt das ja auch nicht. In meiner Welt, anders als bei meinen Eltern, war der christliche Glaube ja durch Schule und Freunde durchaus präsent. Andererseits war die Mehrheit in meiner Heimat ja nicht evangelisch, sondern katholisch. Und ich habe immer gesagt, dass die Schulzeit mich dem Glauben nicht gerade näher gebracht hat. Hm.

Ich glaube, wer hier aufwächst, hat immer einen Bezug zu Gott. Man kann sich vielleicht gegen ihn entscheiden, aber ignorieren kann man die Idee von ihm nicht.

Das schreibt Valerie über Franziskus‘ Heimat, und ich glaube, bei mir in meiner kleinen Heimat nördlich der drittviertgrößten Stadt Niedersachsens war das genauso. Man konnte Gott und das Christentum da gar nicht ignorieren.

Franziskus‘ Eltern sagen, dass sie ihren Kindern den katholischen Glauben schon mitgeben wollten, nur weniger streng. Irgendwann werden mein Mann und ich sicher auch Kinder haben, und wir reden jetzt schon gelegentlich darüber, wie wir das mit dem Glauben genau machen wollen. Werden sie getauft? Beten wir mit ihnen? Gehen wir mit ihnen in die Kirche und wenn ja, in welche? Kommt an Weihnachten das Christkind oder der Weihnachtsmann? Alles noch ungeklärte, aber wichtige Fragen.

Valerie schreibt darüber, dass Franziskus vor dem Essen betet und dass sie vorher niemanden kannte, der das tut. Ich kannte auch nur eine Person und selbst die tut das nicht immer. Dann war ich drei Tage im Kloster. Die Schwester, mit der ich Kontakt hatte, betet grundsätzlich vorm Essen, egal, zu welcher Tageszeit oder wer mit ihr isst. Ich finde das gewöhnungsbedürftig und ich tue es selbst auch nicht. Aber falsch finde ich das nicht unbedingt. Für die Speisen, die man hat, sollte man schon dankbar sein.

In dem Text geht es auch darum, wie ein Unfall von Franziskus‘ Schwester die Eltern wieder näher zum Glauben führte. Ich finde es toll, dass die das geschafft haben. Ich meine, ich zweifle heute noch oft genug an Gott. Gerade, wenn mir irgendwas Schlimmes passiert.

Wandmomente: Unsere Gespräche über Homosexualität stecken fest

Wenn zwei so unterschiedliche Menschen wie Valerie und Franziskus aufeinandertreffen, bleibt es ja nicht aus, dass es manchmal hakt. Ein wichtiger Punkt ist da Homosexualität. Für Valerie wie für mich, sozusagen. Ich habe lange gezögert, mich einer christlichen Kirche anzuschließen, weil ich spürte, dass da für manche Menschen eben nicht alle gleich sind.

Franziskus sagt, dass nach dem Verständnis der katholischen Kirche eine Ehe darauf ausgerichtet ist, Kinder zu bekommen. Aber es gibt ja auch Paare, die keine bekommen können oder wollen. Was ist mit denen? Die dürfen heiraten. Gleichgeschlechtliche Paare können ja auch miteinander Kinder haben, Stiefkinder oder adoptierte Kinder zum Beispiel. Warum sollen die das nicht haben dürfen?

Franziskus sagt, dass er damit niemanden oder diskriminieren will. Ich sehe das ein bisschen anders.

Er ist genauso Christ wie ich. Aber es gibt da trotzdem einen Punkt, bei dem man nicht zusammenkommen kann. Ein Wandmoment halt, wie Valerie sagt.

Vorweihnachtszeit mit einem Priester

Ich muss ja sagen, Weihnachten ähnelt bei mir eher dem Weihnachten von Valerie – mit Weihnachtsmärkten, Plätzen, „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, geliebte Menschen treffen und so. Aber ein bisschen hat mich schon gestört, dass Weihnachten bei mir vergleichsweise wenig mit dem Christentum zu tun hatte die letzten Jahre. Obwohl ich ja Christin bin. Und seit 2013 Weihnachten jedes Jahr in der Kirche war. Letztes Heiligabend waren Monsieur und ich also im 23-Uhr-Gottesdienst. Und ich habe sogar aus meiner brandneuen Lutherbibel die Weihnachtsgeschichte vorgelesen. Monsieur hätte nicht unbedingt auf einem Kirchbesuch bestanden. Naja, er war auch lange Jahre Lektor und in seinem Leben wahrscheinlich öfter in der Kirche, als ich es je sein werde.

Als ich den Abschnitt über die Austeilung des Abendmahls las, wurde ich wieder wütend. Mich macht immer noch total krank, dass offiziell kein gemeinsames Abendmahl möglich ist. Und dass ich das vermutlich nicht mehr erleben werde.

Drei Gottesdienste und eine heilige Nacht

Weiter oben schrieb ich, dass ich es etwas schade finde, wenn Weihnachten wenig mit dem Christentum an sich zu tun hat. Nichtsdestotrotz denke ich, dass auch Nichtchristen das Weihnachtsfest feiern können. Valerie schreibt, dass es ihr um die Familie geht, und das finde ich auch gut.

Sie schreibt außerdem, dass sie beim dritten Gottesdienst verwirrt darüber ist, wann was gesungen und gemacht wird (beim letzten Gottesdienst war das ja noch ganz anders). Das Gefühl kenne ich gut. Selbst wenn ich in einen ganz normalen evangelischen Gottesdienst gehe, kenne ich einige Teile der Liturgie nicht. Und als ich im Kloster mitgebetet habe, meine Güte…

Ihr Glaube ist fast anfassbar.

Das ist, was bei mir mehr ankommt als die Worte, und das so viele Menschen an Weihnachten in die Kirche treibt, auch wenn sie sonst nie kommen.

Ich glaube, das war lange Jahre mein Problem. Glaube war für mich nie anfassbar quasi, und dann habe ich irgendwann Menschen getroffen, bei denen das anders war. Hätte ich diese Menschen nicht getroffen, wäre ich wohl keine Christin geworden.

tl;dr: Das Projekt „Valerie und der Priester“ ist sehr interessant. Es gibt viele wichtige Einsichten und ich denke, dass man viel lernen kann, wenn man Menschen kennen lernt, die ganz anders sind als man selbst. Offenheit natürlich vorausgesetzt.

Mit freundlichen Grüßen

Die Kitschautorin

Nachtrag vom 8. Dezember 2020: Vor einigen Jahren – ich weiß nicht mehr, wann genau – habe ich Franziskus von Boeselager sogar zufällig persönlich getroffen. Er war sehr freundlich.

Fangirlzeit

Veröffentlicht am

Wie jeder wissen dürfte, bin ich großer Fan der Ärzte (der Berliner Band). Farins und Belas Solowerke schätze ich sehr und so war mir Farins Gewinnspiel „Buch des Monats“ seit langem ein Begriff. Die Reihe wird jetzt leider beendet, es gab aber ein Abschieds-Gewinnspiel. Ich hatte die Sache bereits vergessen, als heute Post aus Berlin in meinem Briefkasten war:

Bleistift und Radiergummi

Auch wenn’s nicht der Hauptgewinn ist, so freut’s mich doch.

Schon vorher hatte es für mein Fangirl-Herz Gelegenheit gegeben, höher zu schlagen, denn ich habe mir ein Ticket für die NipponCon bestellt. Ich möchte nämlich unbedingt mal die Jungs von Applewar treffen, die zu meinen Lieblings-Youtubern zählen. Und vielleicht lerne ich ja auch viele interessante Teile der japanischen Kultur kennen.^^

Mit freundlichen Grüßen

Die Kitschautorin

10 Fakten über mich, die ihr garantiert noch nicht wusstet

Veröffentlicht am

1.) Ich wäre vier Mal fast sitzengeblieben, obwohl ich ein Schuljahr übersprungen habe.

2.) Ich verfüge über zwei Muttermale.

3.) Ich kenne jemanden, der jemanden kennt, der jemand Prominenten kennt.

4.) Ich habe ein Praktikum in einer Buchhandlung gemacht, worum ich wegen meiner Arbeitszeiten und –bedingungen beneidet wurde, allerdings wäre ich dort irgendwann mit Sicherheit an Boreout gestorben.

5.) Ich habe sowohl ostpreußische als auch schlesische Vorfahren.

6.) Ich habe viel länger einen E-Mail-Account, als ich Internet habe. Der erste Account dürfte um 2003 herum angelegt worden sein. Ich habe drei Mal an einem VHS-Kurs “Einführung ins Internet für Kinder” (oder so ähnlich) teilgenommen, einfach, damit ich ins Internet konnte – zu Hause bekam ich erst mit 16 Internet, was ich aber fast nie nutzen durfte (und eh total lahm war), und meinen eigenen Anschluss hatte ich erst mit 18, damals im Studentenheimzimmer.

7.) Ich konnte lesen, bevor ich in die Schule kam. Wann genau das anfing, darüber streiten sich meine (Groß-)Eltern.

8.) Ich habe eine feste Zahnspange getragen, bis ich 17 war. Das hat deswegen so lange gedauert, weil ich erst eine lose brauchte und mit der warten musste, bis ich alle meine Milchzähne raushatte – und da war ich 13.

9.) Ich besitze ein winziges Stück der Berliner Mauer.

10.) Haarfarben, die ich in meinem Leben bereits hatte: hellblond, dunkelblond, kupferrot, dunkelbraun, schwarz mit leichtem Blaustich und verschiedenste Spielarten von knallrot.

Mit freundlichen Grüßen

Die Kitschautorin

Geschützt: Berlin, Berlin, ich fuhr nach Berlin

Veröffentlicht am

Dieser Inhalt ist passwortgeschützt. Um ihn anzuschauen, gib dein Passwort bitte unten ein:

Back to business as usual

Veröffentlicht am

Ich möchte euch hier von meinem ersten Tag im neuen (4.) Semester erzählen. Zunächst aber ein wenig Werbung in eigener Sache: Ich darf jetzt für den “Störungsmelder” schreiben! Hier findet ihr meinen ersten Eintrag: http://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2014/04/22/nazi-aufmarsch-in-dortmund-am-1-mai-verboten_15714

Der Tag war wahrlich interessant, im Positiven wie im Negativen. Ich bin in einem Seminar, das eine zweitägige Exkursion nach Berlin bzw. Sachsenhausen, zusammen mit Studenten aus Victoria, beinhaltet. Soweit nichts Neues – allerdings verriet der Dozent heute die Details, und ich durfte erfahren, dass am zweiten Tag das Jüdische Museum in Berlin besucht wird. Darüber habe ich mich sehr gefreut.

Als Nächstes stand die Veranstaltung “Datenerhebung” auf dem Plan, die aber ausfiel, weil der Dozent aufgrund einer Fehlinformation den richtigen Raum nicht gefunden hatte, und dann traf er nur auf ein Viertel der eingetragenen Teilnehmer, also auf zwei. Demnächst werden es hoffentlich noch weniger – ich will mich austragen, ich mag Statistikmodule nicht besonders.

Danach nahm ich an der Veranstaltung “Politische Denkströmungen und Bewegungen” teil – zum ersten und zum letzten Mal. Die Dozentin war vermutlich in ihrem Studentenleben Mitglied eines autonomen Referats, jedenfalls ließ ihr Gerede von Gendering und Definition als nichtweiß darauf schließen. Ich wunderte mich bereits, als sie von “People of color” redete statt von Schwarzen. Ich fasste mir alle zehn Sekunden innerlich an den Kopf und wollte mich endgültig austragen, als sie meinte: “Wir leben in einer Gesellschaft mit rassistischen Grundstrukturen.” Nun läuft in unserer Gesellschaft zwar einiges falsch, aber das war zu viel. Die Politikwissenschaft ist definitiv kein Laberfach, wenn ich irgendwen davon überzeugen müsste, würde ich ihm diese Veranstaltung aber definitiv nicht zeigen. Ich hab mich ja fast schon gefreut, dass ich um viertel nach drei wegmusste, um mir vom Dozenten des Projektorientierten Kompaktkurses sagen zu lassen, was mit meiner Hausarbeit falsch lief. Immerhin stellte ich nach diesem Termin fest, dass ich in “Politische Theorie II” schon genug Veranstaltungen belegt hatte, und konnte mich aus der miesen Veranstaltung austragen. Noch auf dem Heimweg.

Mit freundlichen Grüßen

Die Kitschautorin

Geschützt: Libanesen, die Sowjetunion und Schwule

Veröffentlicht am

Dieser Inhalt ist passwortgeschützt. Um ihn anzuschauen, gib dein Passwort bitte unten ein:

Krümelmonster, Teil 6

Veröffentlicht am

Zu Hause wollte ich jetzt nur noch meine Ruhe haben. Ich schaltete mein Handy aus, schloss die Zimmertür zwei Mal ab und hängte ein Tuch über die Klingel, damit ich sie nicht hörte. Zur Entspannung wollte ich Musik hören, aber die CD, die ich hören wollte, war nicht da. Es war eine ganz besondere CD, die ich mir in Frankreich gekauft hatte und die es in Deutschland gar nicht gab. Eine CD mit Liedern von meiner Lieblingsband, allerdings nur auf Französisch. Aus Interesse hatte ich mal im Internet geguckt, da fand man die Songs nirgendwo.

Das konnte doch nicht wahr sein! Wieso hatte ich die ganze Welt verschworen, um meinen Tag zu vermiesen? Was hatte ich denn getan? Gut, ich hatte Aurélie ‚blöde Kuh’ hinterhergerufen, aber ich hatte doch nicht gewusst, dass sie es war, sonst hätte ich das doch nie gemacht! Das war ja fürchterlich!

Aus lauter Ärger über den rundum verpfuschten Tag schmiss ich alle Sachen, zumindest die, die nicht zerbrechlich waren, durchs Zimmer und schrie meinen Ärger aus mir raus. Ich verwendete dabei alle Schimpfwörter, die mir einfielen, in drei Sprachen, und war überrascht, dass ich so viele konnte. Irgendwann bummerte es an der Zimmertür.

„Was willst du? Ich hab keine Musik an, also halt verdammt noch mal deine Klappe, Kati!“, keifte ich Richtung Tür.

„Ich bin nicht Kati“, erklärte überraschenderweise eine männliche Stimme. Wo hatte ich die nur schon mal gehört? Es fiel mir nicht ein.

Ich schob eben die nötigsten Sachen aus dem Weg und öffnete die Tür.

Es war Hannes, Katis Freund, der mich am ersten Tag so nett begrüßt hatte.

„Was willst du hier?“

„Es war ziemlich laut hier, da wollte ich mal fragen, was hier los ist.“

„Hat deine Kati dich geschickt? Dann kannst du gleich wieder gehen. Da will man einmal im Leben seine Ruhe haben und dann kommst du und machst alles kaputt.“

„Nein, ich komme tatsächlich freiwillig hierher. Und es sieht hier eher so aus, als würdest du hier alles kaputt machen. Was hast du denn?“

„Als würde dich das was angehen. So eine Scheiße!“ Wütend haute ich ins Kissen und übersah dabei leider, dass mein Radiowecker noch drunter lag. Aua.

„Klar, du weißt noch fast gar nichts über mich. Aber das möchte ich gern ändern. Ich heiße Hannes Wehmeyer, bin 1,92 groß und wurde vor ziemlich genau einundzwanzig Jahren geboren, am 3. Dezember. Ich bin in Berlin zur Welt gekommen, aber mit sechs Jahren kam ich in die hessische Provinz. Meine Hobbys sind Snowboarden, lesen und Partys feiern.“

Er lehnte sich zurück. „Und möchtest du mir was über dich erzählen?“

„Nein, möchte ich nicht. Es interessiert mich auch gar nicht, wer du bist. Also, von mir wirst du nichts über mich erfahren.“

„Ich weiß schon eine Menge über dich.“

„Ach ja, und was wäre das, bitte?“

„Du heißt Sara Lehmann, bist zwanzig Jahre alt und studierst Politologie. Zur Welt gekommen bist du in Wetzlar, du liebst Rockmusik, vor allem Muse und Placebo, und dein Lieblingsautor ist Paul Auster.“

Schockiert fragte ich: „Woher weißt du das denn?“

Er hob schweigend drei meiner Bücher auf und hielt sie mir entgegen. Es handelte sich um Mond über Manhattan, Das Buch der Illusionen und Nacht des Orakels.

„Gib mir meine Bücher zurück!“, rief ich und stellte sie ins Regal zurück, ohne auf die alphabetische Reihenfolge zu achten.

„Du lässt niemanden an dich ran, oder?“, fragte Hannes und schaute mich dabei von der Seite an. Er grinste.

„Sag mal, was bildest du dir eigentlich ein? Nur weil du per Zufall meinen Lieblingsautor erraten hast, denkst du, du kannst mir solche intimen Fragen stellen? Du weißt gar nichts über mich!“

„Kati hat mir vieles über dich erzählt. Ungefähr so: Den ganzen Tag lässt sie diese schreckliche Rockmusik dudeln, Placebo und Muse, oder wie die alle heißen! Gibt’s da überhaupt einen Unterschied? Und erst diese Bücher, die sie liest: Paul Auster! So was würde ich ja nicht mal mit spitzen Fingern anfassen.

„Noch besser!“ Ich sprang auf und riss die Arme nach oben. Unruhig lief ich im Zimmer hin und her. „Dann hast du wahrscheinlich noch ihre Meinung über mich von ihr übernommen. Super. Solche Leute kann ich nicht brauchen. Am besten, du gehst jetzt.“

„Wieso hast du so eine schlechte Meinung von uns? Für so eine hätte ich dich eigentlich nicht gehalten.“ Er zwinkerte mir zu.

Was sollte das denn jetzt schon wieder? „Was willst du eigentlich? Du kannst gar nicht wissen, wie ich wirklich bin. Mit Leuten wie euch habe ich schon genug schlechte Erfahrungen gemacht, besonders mit deiner tollen Freundin. Und jetzt hau ab“, fauchte ich.

Im Rausgehen sagte er noch: „Schade, dass du so eine schlechte Meinung von…“ Den Rest hörte ich nicht mehr, er war unverständlich, weil ich ihm die Tür praktisch vor der Nase zuschlug.

Aber was hatte er denn jetzt gesagt? Von wem sollte ich eine schlechte Meinung haben? Nur von ihm oder von beiden oder von Kati? Und wie hatte er das gemeint? Er hatte Schade gesagt und wie hatte er das bloß gemeint?

Ich rannte immer noch im Zimmer hin und her und tat das so schnell, dass ich einen Stolperstein in Form einer Tasche übersah und auf die Schnauze flog. Ich blieb auf dem Boden liegen und starrte zur Decke. Ohne noch eine andere CD anzumachen.

 

Ich dachte über mein bisheriges Leben nach. Ließ ich wirklich niemanden an mich ran? Das stimmte nicht. Ich hatte drei gute Freunde und meine Familie, mit der ich schon über meine Probleme sprach. Mehr hatte ich nie gebraucht. Und ich bildete mir auch nicht schnell eine Meinung über andere Leute. Gut, Kati hatte mir früher immer die Haare rausgerissen, als wir miteinander spielen mussten, aber ich hatte sie doch deswegen nicht gleich gehasst! Und Freddy hatte ich auch nicht sofort für einen Freak gehalten damals. Nur für etwas merkwürdig.

Ich überlegte auch, was Kati mir bereits alles angetan hatte. Sie hatte mir besagte Haare ausgerissen, sich über meine Kufiyas und meine roten Haare lustig gemacht, ihren Luxus, den wir so nicht hatten, zur Schau gestellt und mir so manchen Tag mit ihrer ewig schlechten Laune vermiest. Hatte man ja oft genug gesehen. Und diese Liste ließe sich wohl beliebig fortsetzen.

Langsam stank mir die Sache. Ich atmete tief durch und roch dabei, dass wirklich etwas stank. Bei näherer Nachprüfung stellte ich fest, dass ich die Geruchsquelle war. Ich sollte wahrscheinlich mal duschen. Ich zog mich aus, wickelte mein Riesen-Badehandtuch, auf dem mein Name stand, um meinen Körper und tappte mitsamt Duschgel und Waschlappen ins Bad.

Meine Bude, die ich gemietet hatte, war zwar im Vergleich zu vielen anderen Studenten-Einzelzimmern, die es in Frankfurt so gab (beispielsweise Freddys Zimmer) ziemlich luxuriös. Aber auf eine Sache musste ich verzichten, nämlich auf eine Einzeldusche.

Also tappte ich handtuchumwickelt und mit Waschutensilien versehen über den Flur zum Bad. Es gab dort drei Duschkabinen. Leider konnte ich nicht hören, welche Duschkabine frei war, da auf dem Flur irgendwelche Musik dudelte, und sehen konnte ich es schon gar nicht, da alle Vorhänge geschlossen waren. Also riss ich einfach einen Vorhang beiseite.

Und da sah ich ihn.

Wo ist die Liebe hin?, Teil 4

Veröffentlicht am

Ich verfluchte das Kultusministerium dafür, dass es alle meine schriftlichen Prüfungen innerhalb einer Woche stattfinden ließ. Pädagogik am Montag, Deutsch am Mittwoch, Geschichte am Freitag und – ganz schlimm – direkt am nächsten Tag Biologie. Sechs Tage lang fuhr ich morgens zur Schule, mittags zurück, versuchte zwischendurch, letzte Fakten für die Prüfungen in mein Gehirn zu bimsen. Ich pendelte zwischen Schule, Freunden und meinem Zuhause hin und her und häufig war die Straßenbahn, in der ich an den Prüfungstagen die Unterlagen zum letzten Mal durchsah, mein letzter Zufluchtsort.

Dass es zu Hause nicht gerade toll war, war ja klar. Aber auch in meinem Freundeskreis war die Situation nicht die beste. Aurélie verhielt sich in letzter Zeit wie ein aufgescheuchtes Huhn und es war klar, dass das nicht nur an den Abiturprüfungen lag. Mit Freddy war das nicht anders. Sonst sehr ruhig, machte er jetzt alle verrückt mit seiner Nervosität.

Für Anna war natürlich klar, dass die beiden etwas miteinander hatten. Das fand ich gar nicht so schlimm. Vielmehr regte ich mich darüber auf, dass es Anna missfiel. Okay, Freddy war ein Sonderling, der nicht besonders viel sprach, seine Stoppeln orange färbte und Musik hörte, die wir nicht wirklich mochten. Aber wir konnten ihn doch trotzdem akzeptieren, oder? Er hatte immerhin dafür gesorgt, dass wir wegen der Sache mit der Parisfahrt nichts Schlimmes zu befürchten hatten. Dabei hatte er mir doch erzählt, dass er das hauptsächlich meinetwegen getan hatte. Er war ja zu diesem Zeitpunkt schon achtzehn gewesen.

Als ich Anna das genauso sagte, hatte sie trotzdem noch Bedenken. „Versteh doch, Sara“, meinte sie, „ich kann ihn finden, wie ich will, es kommt doch darauf an, wie Aurélie und er sich verstehen. Klar, er kann sich sofort in sie verlieben, aber wird sie von ihm dasselbe denken? Du kennst sie doch.“

„Gegensätze ziehen sich an.“ Mehr fiel mir dazu nicht ein.

„Und Gleich und Gleich gesellt sich gern. Außerdem: Überleg dir doch mal, wie das sein wird, wenn die beiden zusammen sind. Dann haben wir ständig ein knutschendes Pärchen um uns. Die beiden werden sich ablecken wie diese ganzen Pärchen aus der Leckecke.“ Mit der Leckecke war der Flur von den Schließfächern bis zum Vertretungsplan gemeint. Dort konnte man nie lang gehen, ohne mindestens zwei Unzertrennliche anzurempeln.

Das saß. Ich war schwer getroffen, ich war immer die gewesen, die sich am meisten über diese Pärchen geärgert hatte. Mit meinen Argumenten am Ende war ich, als Anna mir erklärte: „Und wie wird es wohl sein, wenn sie sich mal nicht mehr so gut verstehen? Besonders für dich. Dein guter Freund und deine gute Freundin zicken sich an. Wie ätzend wäre denn das für dich?“

Wir saßen gerade an einer Bushaltestelle und warteten auf Annas Bus. Da er herannahte, sagte ich noch schnell zu ihr: „Ach was. Es ist doch noch gar nicht gesagt, dass die beiden wirklich zusammen sind. Und selbst wenn, so schlimm muss es doch nicht werden.“

„Hast ja Recht“, meinte Anna und wollte in den Bus einsteigen.

„Ach ja, und, Anna…“

„Ja, was denn?“

„Bitte unternimm nichts dagegen, wenn sie wirklich…“

„Schon gut, so hab ich es ja gar nicht gemeint.“ Anna stieg ein und die Bustüren schlossen sich hinter ihr. Der Bus fuhr weg.

Ich sah dessen Rücklichtern hinterher. Ob sie sich an meine Bitte halten würde?

Erst in diesem Augenblick bemerkte ich, dass Freddy an dieser Haltestelle ausgestiegen war. Hatte er etwa die letzten Worte unserer Unterhaltung mitbekommen? Sah nicht so aus, er wirkte allerdings auch nicht gerade glücklich. Was war los?

„Hi, Freddy, du siehst nicht glücklich aus. Was ist los?“

„Nichts. Was soll los sein?“

Aha, kurz angebunden wie immer. Verdächtig, verdächtig.

„Das weiß ich nicht. Würde ich sonst fragen? Komm, mir kannst du’s ja sagen.“

„Kommst du mit zu mir?“

„Ja, gerne.“

Den ganzen Weg vom Nordkreuz bis zur Berliner Straße versuchte ich, herauszufinden, worum es ging. Doch Freddy war noch maulfauler als sonst, das machte es mir nicht eben leicht.

„Liegt es am Abitur?“

„Nein.“

„Oder machst du dir Sorgen wegen der Zeit nach dem Abi? Eine Uni nimmt dich schon auf, mach dir da mal keine Gedanken.“

„Nein.“

„Hast du Probleme mit deiner Oma?“

„Nein.“

„Mit mir?“

„Nein.“

„Kannst du noch ein anderes Wort außer ‚Nein’?“

„Nein.“

Er stöhnte. Ich stöhnte.

„Was ist denn jetzt los? Es hilft dir jedenfalls nichts, wenn du weiter so einsilbig bist.“

Wir waren an seinem Zuhause angelangt. Er schloss die Tür auf, schmiss die Tür hinter uns zu und ließ sich auf den Boden sinken. „Oh Mann.“ Freddy rieb sich die Augen.

„Sag schon, was ist passiert!“

Und jetzt platzte er mit der Wahrheit heraus.

„Du meine Güte, ich bin total in Aurélie verknallt! Ich hab ihr bei Chemie geholfen, neulich waren wir zusammen essen und sie findet mich auch nett, aber mehr nicht! Da bin ich ganz sicher.“ Er lachte bitter auf. „Vielleicht sollte ich mal nachschauen, ob ich auch in grauer Vorzeit mal französische Vorfahren hatte. Das würde bestimmt helfen.“

Ich schnappte nach Luft. Also war Annas Vermutung (oder eher Befürchtung?) richtig gewesen. Mir gingen tausend Gedanken gleichzeitig durch den Kopf.

War sie auch in ihn verliebt?

Würden sie ein Paar werden?

Bestimmt würden Anna und ich die beiden dann nur noch im Doppelpack antreffen. Aber würde es überhaupt so weit kommen?

Die Situation war wie in einer Fernsehserie, wo die Heldin sich mit jemandem unterhielt, was aber trotzdem an ihr vorbeizog, da sie – genau wie ich gerade – tausend Gedanken gleichzeitig hegte.

Was sagte er gerade?

„… und deswegen werde ich sie auch nicht fragen, ob sie dasselbe für mich fühlt. Hat ja sowieso keinen Sinn.“

„Natürlich hat das Sinn!“, protestierte ich sofort und überlegte fieberhaft, wie ich meine These begründen konnte. Denn manche von Annas und Freddys Einwänden waren, so fürchtete ich, leider berechtigt.

„Ich kenne Aurélie schon seit fast zwölf Jahren und ich weiß, dass sie einer der am wenigsten oberflächlichen Menschen ist, die es gibt. Glaubst du wirklich, dass sie so hirnlos ist, jemanden fallen zu lassen, nur weil er sich anders gibt als die anderen und keine französischen Vorfahren hat?“

Freddy zuckte nur mit den Schultern. „Machen wir uns doch nichts vor, Aurélie steht nie im Leben auf so ’nen Typen wie mich.“

„Ach, Quatsch.“

„Das sagst du doch nur so. In Wirklichkeit glaubst du doch selbst nicht daran, dass sie so was wie Liebe für mich empfinden könnte.“

Das brachte mich auf die Palme. „Verdammt, wie willst du es denn wissen, wenn du sie nicht fragst?“, empörte ich mich. „Meinetwegen kannst du in deiner Höhle hocken bleiben und dich ewig bedauern. Oh, ich bin ja so ein armer Kerl. Aber komm dann bloß nicht zu mir, um mich vollzujammern.“

Jetzt zuckte Freddy zusammen. So einen Ton war er nicht von mir gewohnt, denn auch wenn es bei mir nicht so extrem war wie bei ihm, war ich doch ein relativ ruhiger Mensch.

„Ist ja schon gut, Sara“, murmelte er und er tat mir beinahe Leid, wie er da auf dem Boden vor der Tür hockte und einfach nicht weiterwusste.

„Komm, steh auf.“ Ich hielt ihm meine Hand hin, an der er sich hochzog, und wir setzten uns auf sein Bett.

„Ich nehme mir ja so oft vor, es ihr zu sagen“, beklagte sich Freddy. „Aber wenn ich dann vor ihr stehe, verlässt mich jedes Mal der Mut.“

„Also, ich kann nur wiederholen, was ich gerade gesagt habe. Wenn du es ihr nicht sagst, wird sie es nie erfahren. Du kannst doch ein ganz lockerer Typ sein.“

„Wie? Wann denn das?“, fragte er erstaunt.

„Denk doch nur mal dran, als wir damals zusammen in Paris unterwegs waren. Da warst du lustig, relaxt… Wenn du das jetzt bei Aurélie anwendest, klappt es bestimmt.“

„Bist du sicher?“

„Aber klar.“

„Ach, ich weiß nicht. Nachher mag sie mich doch nicht und dann stehe ich total dumm da.“

„Sei kein Frosch. Du machst das schon. Du musst sie ja nicht sofort überfallen. Frag sie erst mal nach einem Treffen.“

„Na gut. Aber lass mich den richtigen Moment abwarten.“

Ich wusste: Wenn Leute das in Filmen sagten, zögerten sie die nötige Aussprache einfach immer weiter heraus. Aber ich sagte nichts.