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Schlagwort-Archive: sex mit meiner oma

Krümelmonster, Teil 17

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Am nächsten Morgen wurde ich wieder von der Sonne im Auge geweckt. Doch diesmal war es keine stechende Sonne, sondern eine freundliche Sonne. Vorsichtig zog ich die Jalousien hoch. Hinter mir drehte sich Lea grunzend im Bett um. Ich setzte mich auf die Fensterbank und beobachtete die Sonne. Sie ging gerade auf und war schön orange gefärbt. Ich beobachtete gern Sonnenaufgänge. Wann hatte ich mir das letzte Mal Zeit dafür genommen? Ich war zu beschäftigt gewesen.
Jetzt starrte ich in die orangefarbene Sonne und dachte nach. Hannes hatte gesagt, er hatte nicht gewusst, wie er sich entscheiden sollte. Wusste ich das? Nein, wusste ich nicht. Was sollte ich tun?
Plötzlich zuckte ich zusammen, denn hinter mir ertönte ein lautes Gähnen. Es war eindeutig weiblich gefärbt. Als ich mich umsah, bemerkte ich, dass es meiner großen Schwester gehörte. Wem auch sonst? Ich wurde langsam paranoid, nach dieser CD-Geschichte. Ich spürte einen Stich im Herzen.
Diese Kati verteidigte ihren Hannes wirklich mit allen Mitteln, sie schreckte vor nichts zurück. Und das, obwohl er ein Schürzenjäger war, dieses Wort benutzte Oma manchmal für solche Männer. Er schaute allem hinterher, was Brüste hatte. Anna hatte ja mal erwähnt, dass er sogar einige Dozentinnen verführt hatte. Und da wollte Kati ihn wirklich noch haben? Das konnte ich, genauer betrachtet, nicht verstehen. Und wieso dachte ich überhaupt noch über ihn nach? Gut, er sah unheimlich gut aus, war wahnsinnig charmant, hatte einen tollen Humor –
„Guten Morgen! Na, wie geht’s dir?“, fragte Lea und schwang ihre Beine aus dem Bett.
„Dumme Frage. Gehen wir jetzt zur Uni?“
„Das bezog sich eigentlich eher auf dein körperliches Wohlbefinden.“ Lea suchte ihre Klamotten zusammen.
„Seit wann drückst du dich so verschwurbelt aus? Mir geht’s super, danke.“
Lea streifte das Top ab, in dem sie geschlafen hatte, und wusch sich am Becken. Nebenbei unterhielten wir uns.
„Jetzt sag mal, wer war eigentlich dieser Typ, der dich gestern entführt hat?“, fragte sie ungeniert nach. Ich zuckte zusammen. „Nun sag schon, wer ist das?“
„Hannes. Er wohnt im Zimmer neben mir.“
„Ach wirklich? Darauf wäre ich ja nicht gekommen“, versetzte Lea und lehnte sich dabei auf den Beckenrand.
„Mehr gibt es auch nicht über ihn zu sagen.“
„Wirklich nicht?“
„Nein, wirklich nicht!“, antwortete ich gereizt.
„Ja, sicher“, antwortete Lea. Ihr war anzusehen, dass sie mir nicht glaubte. Sie begann, sich ihr nach Parfüm stinkendes Zeug wieder abzuwaschen. „Also, wer ist Hannes?“
Manchmal hasste ich ihre Neugier einfach. „Also gut, er hat mich angequatscht, wir haben uns im Duschraum wiedergetroffen und miteinander geschlafen und ich hab mich in ihn verknallt, obwohl er ein verdammter Casanova ist und nichts von mir wissen will! So, bist du jetzt glücklich?“
Erschrocken ließ Lea ihr Deo fallen. Mit einem Ausbruch meinerseits hatte sie wohl nicht gerechnet. „Was? Und das hast du mir nicht erzählt?“
„Nein, du hattest doch viel schlimmere Probleme. Übrigens solltest du dich abtrocknen, sonst erkältest du dich noch.“
„So ein Quark!“, wies sie meinen Einwand beiseite, trocknete sich aber dennoch schnell ab und zog sich an. Dann setzte sie sich neben mich auf die Fensterbank.
„Du hast wirklich mit einem Jungen geschlafen, den du kaum kannst? Aber das war doch dein erstes Mal!“
Trübsinnig antwortete ich: „Das hat mich auch nicht davon abgehalten, mit ihm in die Kiste zu steigen.“
„Habt ihr denn wenigstens verhütet?“
„Ja, haben wir. Sogar zweifach.“
„Das hätten Gero und ich auch machen sollen“, seufzte Lea. „Dann würde ich jetzt kein Baby in mir tragen. Ich bereue es mittlerweile auch, dass ich einfach so mit ihm geschlafen habe. Obwohl wir ja schon so lange zusammen sind.“
„Wirklich?“
„Ja. Ich weiß noch überhaupt nicht, wie ich mich entscheiden soll, alles stürzt auf mich ein. Und das lag nur daran, dass wir irgendwie nicht vernünftig aufgepasst haben. Na ja, worüber haben wir gerade gesprochen? Ich kann dir jedenfalls nur raten, aufzupassen, mit wem du schläfst und wann du das tust.“
„Ja, wahrscheinlich hast du Recht. Ich komme mir jedenfalls unheimlich idiotisch vor“, rief ich.
„Das kann ich mir vorstellen. Aber solltest du nicht auch langsam ins Bad gehen? Sonst verpasst du schon wieder eine Vorlesung.“
„Ich habe dieses Semester erst zwei verpasst“, entgegnete ich, verzog mich aber dennoch zur Körperhygiene.
Unterwegs redeten wir weiter. Wir redeten über vieles, über unsere Familie, über Hannes und Kati, über Leas Baby. Aber eines hatte ich noch nicht herausgefunden.
Ich fragte sie: „Wo bist du eigentlich gewesen? Du bist ja gestern Abend erst ziemlich spät bei mir angekommen.“
„Ach… Ich bin gestern Abend zu Fuß durch die ganze Stadt gelaufen und habe auf irgendein Zeichen gewartet, das mir zeigt, ob ich das Baby behalten soll oder nicht.“
„Und, hast du ein Zeichen bekommen?“
„Nein, irgendwie nicht. Das Komische war, ich bin irgendwann einfach vor Geros Wohnung gelandet. Ich wollte nicht mit ihm reden, ich hab mich nicht getraut… und bin dann einfach wieder weggegangen.“ Traurig schaute sie aus dem Fenster des Busses.
Ich legte den Arm um sie. „Es ist ganz natürlich, dass du Angst vor einem Gespräch hast. Aber irgendwann musst du mit ihm sprechen. Es ist auch sein Kind!“
„Und mein Körper!“
„Die Entscheidung liegt definitiv bei euch beiden. Und ich würde besonders dir raten, nichts zu überstürzen.“ Verzweifelt suchte ich nach irgendetwas, das ich meiner großen Schwester raten konnte. Mir fiel nur eins ein. „Kannst du dich an Oma erinnern?“
„Ja, ganz toll.“ Lea schnaubte. „Als sie erfahren hat, dass ich schwanger bin, ist sie ausgerastet. Die fiesesten Sachen hat sie mir an den Kopf geworfen.“
„Ja, aber sie hatte auch einen Grund dafür!“
„Und welcher wäre das, bitte?“
„Sie ist selber mit 17 schwanger geworden!“
„Wie?“ Überrascht schaute Lea mich an. „Mit 17?“
„Na, als sie Tante Marie erwartet hat!“
„Na klar, wieso ist mir das nie aufgefallen? Darüber habe ich eigentlich nie nachgedacht. Das muss ja hart für sie gewesen sein.“
„Ja, genau. Sie musste ein Kind mit einem Mann aufziehen, den sie gerade mal ein paar Monate kannte. Es war bestimmt nicht einfach, aber es hat geklappt.“
Wir kamen an der Uni an. An der Mensa trennten sich unsere Wege. Sie musste nach rechts, ich nach links.
Bevor wir uns trennten, sagte ich noch zu ihr: „Besprech das mit ihm. Bei Oma hat es funktioniert. Ihr müsst gemeinsam herausfinden, ob ihr das auch schaffen könnt.“

Krümelmonster, Teil 15

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Drei Stunden später fuhr ich mit dem Zug wieder zurück. Mir ging es noch nicht richtig gut, aber bereits um einiges besser. Ich konnte es kaum glauben, dass ich mit meiner Oma über solche Dinge gesprochen hatte. Keine Ahnung, wie oft ich mich schon verknallt hatte, aber wenn das passiert war, hatte ich höchstens mit Anna und Aurélie darüber geredet. Ich war eigentlich der festen Meinung gewesen, dass mein Liebesleben meine Altvorderen nichts anging. Aber so schlimm hatte ich es jetzt gar nicht gefunden, mit meiner Oma über nichtsnutzige Kerle zu diskutieren. Lag das am Alter? Konnten wir uns langsam auf Augenhöhe begegnen? Ich wusste es nicht.

Jedenfalls kam ich um einiges befreiter und fünfzehn Minuten zu spät am Treffpunkt an. Anna saß bereits am Zaun vorm Haus und schlürfte einen Kaffee zum Mitnehmen. Die wurden auch immer moderner.

„Hi“, begrüßte ich sie. „Sorry, dass ich zu spät komme, aber ich bin noch spontan nach Hause gefahren.“

„Wieso das denn?“

„Mir war so danach. Nachdem Aurélie mich so angemacht hat, konnte ich einfach nicht mehr – da bin ich zum Bahnhof gelaufen.“

„Wie, sie hat dich angemacht?“, wollte Anna wissen. „Was ist denn nun schon wieder los?“

„Komm mit ins Haus“, forderte ich sie auf.

In meiner Bude setzte ich erst einmal Kakao auf, denn von all der Kälte da draußen war ich schon fast zur Eisprinzessin geworden. Mit der dampfenden Kanne und meinem Ich-bin-hier-der-Boss-Becher ließen wir uns am Tisch bei der Kochecke nieder.

„Nun, das war so“, eröffnete ich die Geschichte. „Ich war doch ziemlich durcheinander, weil Lea mit ’nem Baby im Krankenhaus liegt. Im Krankenhaus musste man doch sein Handy ausmachen und weil ich so durcheinander war, hab ich nicht mehr dran gedacht, es anzumachen. Und dann ist auch noch die Sache mit der CD passiert.“

„Welche CD?“

„Du weißt schon, diese CD, die ich in Paris gekauft hab, die mit den französischen Liedern“, erklärte ich ihr. Anna nickte.

„Nun, ich kam gestern Abend nach Hause und da lag diese CD in tausend Einzelteilen auf dem Bett und das Booklet war zerrupft. Und es stank permanent nach Kati.“

„Hä? Wieso das denn?“

„Na, Chanel Nummer fünf! Ihr Lieblingsparfüm. Das kann nur sie gewesen sein!“

„Aber wie kam die denn in dein Zimmer?“ Das verstand Anna nicht und ich genauso wenig. „Keine Ahnung. Aber das schafft die bestimmt irgendwie. Da muss sie nur vom Hausmeister den Pulli hochziehen und schwupps, gibt er ihr den Ersatzschlüssel.“

„Ich hab’s ja geahnt, als du mir erzählt hast, dass du mit Hannes geschlafen hast“, rief Anna. „Hättest du mal…“

„Ich brauch jetzt kein ‚Hättest du’!“, brauste ich auf. „Ich weiß selber, dass ich totalen Scheiß gebaut hab. Nie im Leben hätte ich meine Jungfräulichkeit an so einen Typen verschwenden sollen! Er ignoriert mich einfach.“

Lauernd fragte Anna: „Tut weh, was?“

„Ja, es tut weh. Aber ich hab mich einfach mitreißen lassen! Es tat so weh, als er gestern mit Kati im Café saß und den anderen Mädels hinterhergeguckt hat. Ich werde ihn wohl einfach ignorieren müssen.“

„Das ist wohl das Beste, was du im Augenblick tun kannst“, stimmte Anna zu. „Aber was war denn jetzt mit Aurélie?“

„Naja, ich war da doch gestern am Arbeiten und da brauste Aurélie auf einmal auf mich zu und brüllte mir ins Gesicht, was Freddy doch für ein Idiot wäre und dass ich so egoistisch sei und ihr nicht helfen wollte. Da hab ich zurückgekeift, was sie sich eigentlich einbilden würde und dass sie nicht der Nabel der Welt sei, und bin gegangen.“

„Au Backe.“ Da lehnte sich Anna zurück und rieb sich die Stirn. „Jetzt ist sie total eingeschnappt. Die war ja vorher schon auf hundertachtzig.“

„Ich weiß.“

„Jetzt brauchen wir dringend eine Lösung“, stellte meine beste Freundin fest und sprang auf. Sie setzte sich auf mein Bett.

„Ach was. Da wäre ich von alleine ja nicht drauf gekommen“, versetzte ich. Nachdem ich die Kakaokanne geleert hatte, setzte ich mich Anna gegenüber auf meinen Schreibtischstuhl.

Sie überlegte. „Warum genau läuft denn bei den beiden zur Zeit alles so schief?“

„Aurélie klammert sich voll an Freddy und er versucht, das mit fadenscheinigen Begründungen zu umgehen. Also denkt Aurélie, dass es daran liegt, dass er sie nicht mehr attraktiv findet und ergreift total schwachsinnige Maßnahmen, wie zum Beispiel das Blondieren ihrer Haare.“

„Ein überaus scharfsinniger Kurzabriss“, lobte Anna mich. Ich verbeugte mich.

„Irgendwie müssen wir die beiden zum Reden bringen“, meinte ich.

„Ja, aber wie?“, fragte Anna. „Die beiden schreien sich ja an, wenn sie sich nur sehen.“

Ich antwortete: „Das müssen wir irgendwie verhindern, sonst sprechen die sich ja nie aus. Eigentlich müssten wir unsere Freunde mal zusammen einschließen.“

„Hey, du bringst mich da auf eine Idee“, erwiderte Anna plötzlich mit einem verschlagenen Grinsen.

 

Ein paar Momente später hatten wir den perfekten Plan entwickelt. Wir würden unsere guten Freunde Aurélie und Freddy mal zu einem DVD-Abend einladen. Natürlich ohne das Wissen des jeweils anderen Partners.

Da Anna noch etwas für die Uni lernen musste, verabschiedete sie sich irgendwann gegen halb elf. Danach saß ich auch noch am Schreibtisch und ging die Vorlesungsunterlagen durch. Doch statt mich mit Staatsphilosophie zu befassen, schwirrten mir tausend andere Gedanken durch den Kopf.

War es leicht, einen anderen Menschen zu ignorieren? Ich besaß wahrscheinlich nicht die geistige Reife, das zu tun. Wie war es eigentlich dazu gekommen, dass ich so sehr im Rausch der Gefühle war, dass ich mit einem Mann schlief, mit dem ich kaum drei Sätze gewechselt hatte? So etwas hätte ich doch sonst nie getan. Das war Magie, sagten die Leute häufig. Etwas anderes konnte es auch kaum gewesen sein, denn ich war wie verhext. Meine Empfindungen waren wie durcheinandergewirbelt. Was empfand ich denn? War es Liebe? Verknalltheit? Sexuelle Anziehung? Oder alles zusammen? Ich vermochte es nicht zu sagen.

Von irgendwoher ertönten Geräusche. Hörte sich an wie ein Film. Das kam von nebenan! Aus 215!

Ich presste mein Ohr an die Wand. Ein Gespräch zwischen Mann und Frau. Sie schienen zu streiten und dann fing die Frau an zu weinen, der Mann wollte sie trösten. Leider verstand ich den Wortlaut des Gesprächs nicht.

Und so etwas sah Hannes sich an? Nein, er bestimmt nicht. Bestimmt hing Kati wieder bei ihm rum und sah sich so einen schnulzigen Liebesfilm an, in dem die Frauen immer Schuhe kauften und die Männer immer Fußball sahen, und währenddessen saß Hannes mit dem Laptop auf dem Bett und spielte Computerspiele.

Na super, so toll klappte das mit dem Ignorieren! Wie sollte man auch jemandem aus dem Weg gehen, der neben einem wohnte??? Das hatten all die schlauen Leute, die mir Ratschläge erteilen wollten, gar nicht bedacht!

Ich rief Anna an. Es dauerte eine Weile, bis sie ranging, ich mutmaßte, dass sie bereits im Bett gelegen hatte. Doch als sie sich meldete, klang sie hellwach.

„Hallo, Sara, was gibt’s?“

„Na ja… ähm… ich wollte fragen, ob ich morgen bei euch übernachten kann… aber das muss auch nicht! Ich wollte nur fragen…“

Anna lachte. „Na klar kannst du hier schlafen! Wieso bestehst du denn auf einmal darauf?“

„Na ja… Mir gefällt es hier grad irgendwie nicht mehr…“

„Wieso das denn?“ Doch da verstand Anna von alleine. „Ach so. Na gut, dann meld dich mal bei mir, wenn du vor der Tür stehst. Okay?“

„Ja, mach ich. Bye.“

„Bye.“ Ich legte auf.

Im selben Moment klingelte es an der Tür. Nicht an der Haustür, sondern an meiner Zimmertür. Komisch, das hatte noch nie jemand gemacht. Ich rappelte mich von meinem Liegeplatz neben der Wand auf und mir wurde auf einmal richtig schwindelig. Ich musste mich an der nächsten greifbaren Ecke festhalten. Klar, so etwas geschah schnell, wenn man zu schnell aufstand, das wusste ich. Benommen lief ich zur Tür und machte auf.

Vor der Tür stand Lea. „Hey, Sara, ich wurde aus dem Krankenhaus entlassen. Was ist los? Warum bist du denn so blass? Sara?“

Krümelmonster, Teil 14

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„Na, wenn du meinst…“ Oma sah mich mehr als skeptisch an. „Warum bist du denn so plötzlich hergekommen? Ist irgendetwas passiert? Brauchst du Geld von uns? Wie viel?“

„Nein“, wehrte ich ab, „finanzmäßig ist alles in Ordnung.“

„Was ist es denn? Ist es wegen Lea?“

Ruckartig hob ich mein Gesicht. Einen Augenblick lang musste ich selbst überlegen. War es wegen Lea? War es wegen Hannes? War es wegen Aurélie? Wirkte nicht alles irgendwie zusammen? Und was sollte ich ihnen davon erzählen? Ich wollte meiner Mutter und meiner trotz aller Entwicklungen doch noch relativ strengen Oma nicht von einem One-Night-Stand erzählen. Und ich wusste auch nicht, was Lea ihnen bereits über ihre Schwangerschaft gesagt hatte. Ob sie überhaupt schon davon wussten. Wie bereits erwähnt war ich mir nicht wirklich sicher, ob Lea sie informiert hatte oder bloß so getan hatte. Und wenn ich ihnen von Aurélie erzählte, wollten Mama und Oma sicher gleich den ganzen Rest wissen.

Schließlich ließ ich mich zu einem lahmen „Ach, ist nicht so wichtig“ hinreißen. Das hätte mir nicht mal ein Taubblinder abgenommen.

Oma wollte bereits etwas erwidern, doch da klingelte bereits das in der Küche deponierte Telefon. „Oh, das ist bestimmt Martin, der mir sagen will, wann ich ihn abholen soll!“, rief Mama und rannte aus dem Wohnzimmer.

Die Tür fiel zu.

„Mama muss Papa abholen?“, fragte ich.

„Ja, das eine Auto ist in der Werkstatt und dein Vater ist mit dem Bus zur Arbeit gefahren. Also, was ist mit dir los? Ich sehe doch, dass du irgendetwas hast.“

Ich drehte und wand mich. „Eigentlich weiß ich nicht, ob ich es dir erzählen möchte“, gestand ich nach ein paar Sekunden.

„Na gut, musst du ja nicht. Soll ich dir einen Tee aus der Küche holen?“, bot Oma mir an.

„Ja, bitte.“

Oma ging aus dem Zimmer. Ich schaute aus dem Fenster auf den großen Garten, in dem wir als Kinder oft gespielt hatten. Lea und ich hatten Äpfel aus dem Garten gesammelt, im Baumhaus gehockt, geschaukelt und später auch Paul gezeigt, wie man Sandburgen baute. Ja, das waren noch Zeiten, wo wir einfach spielen konnten, ohne uns um irgendetwas Wichtigeres als das Einmaleins kümmern zu müssen. Wo wir uns noch nicht um solche Sachen wie Liebe kümmern mussten. Wo Freunde nach einem „Blöde Kuh!“ kapiert hatten, was Sache war, und wieder zur Räson kamen. Wo man nicht fürchten musste, plötzlich schwanger und dann noch vom Langzeitfreund verlassen zu werden. Ich seufzte.

„Hier ist dein Tee. Ich hoffe, er schmeckt dir noch. Er ist etwas kalt geworden, fürchte ich.“ Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Oma wieder im Raum war. Sie setzte sich in den großen Sessel, in dem normalerweise mein Vater saß und Zeitungen las.

„Ich kann einfach nicht mehr“, seufzte ich und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. „Lea liegt da im Krankenhaus und ihr ganzes Leben ist total verändert. Ich weiß nicht, wie sie sich entscheiden will! Will sie das Baby behalten oder nicht? Bleibt Gero bei ihr oder nicht? Ich habe Angst! Und all das versteht Aurélie nicht. Die stürmt heute zu mir ins Café und brüllt mich vor versammelter Mannschaft an, warum ich ihr denn nicht bei ihren bescheuerten Liebesproblemen helfe. Die hat sie doch nicht mehr alle!“ Ich stöhnte. Ich konnte auch nicht glauben, dass ich meiner alten Großmutter das alles gesagt hatte.

„Wer war noch mal Aurélie?“, fragte Oma stirnrunzelnd.

„Die eine von meinen Freundinnen. So groß wie Mama, braune Haare, braune Augen.“

„Ach so.“

„Die hatte ein paar Probleme mit ihrem Freund und das nur, weil sie nicht einsieht, dass sie einige Dinge grundfalsch gemacht hat. Aber das wäre nicht so schlimm, wenn sie nicht behauptet hätte, dass ich total egoistisch wäre und ihr nicht helfen würde, weil ich ja mein dämliches Handy nicht angemacht hätte. So ein Mist!“ Ich haute aufs Sofakissen.

„Das hat sie bestimmt nicht böse gemeint. Weiß sie denn überhaupt, dass du bei deiner Schwester im Krankenhaus warst?“

„Nein. Woher sollte sie auch? Ich hab sie ja schon seit ein paar Tagen nicht mehr gesehen. Und mein Handy hatte ich ja nicht angemacht! Das war doch verboten im Krankenhaus.“

„Ich bin mir sicher, dass deine Freundin nicht so sauer reagiert hätte, wenn sie gewusst hätte, dass du bei Lea warst.“

„Ja, vielleicht.“ Ich sah an die Decke. „Aber was machen wir mit Lea? Sie ist da ja in einen ganz großen Mist hineingeraten…“

„Das kannst du wohl sagen“, antwortete Oma. „Ich hab ja gleich gesagt, dass die beiden nicht einen Moment aufpassen können. Ich hab Lea ja gesagt, dass sie zu deiner Mutter gehen soll, als sie diesen Durchfall hatte. Da kann das ja nichts werden.“

„Moment mal, was meinst du damit?“ Ich war etwas unorientiert.

„Du weißt doch noch, dass Lea vor ein paar Monaten immer Durchfall hatte? Das lag wohl daran, dass sie die Pille nicht vertragen hatte. Aber davon wollte deine Schwester nichts wissen. Warum auch immer.“

„Ach so…“

„Warum ist Lea jetzt genau in Ohnmacht gefallen? Das hab ich immer noch nicht so genau verstanden. Und wieso ist Lea nicht zu deiner Mutter gegangen, sondern zu irgend so einem komischen Arzt in Frankfurt? Sie wollte sich wohl die Moralpredigt ersparen. Schön ausgedacht!“

„Nein“, versuchte ich, Oma etwas zu bremsen, „Lea dachte, sie hätte Diabetes. Weil sie doch pausenlos essen und trinken musste und ihr immer so schwindlig war. Und sie ist nach Frankfurt gefahren, weil sie euch nicht damit verrückt machen wollte.“

„Diabetes?“ Oma schaute verwirrt drein. „Wie kommt sie denn darauf?“

„Weil du ihr doch erzählt hast, dass Opa damals daran gestorben ist und weil Geros Mutter gesagt hat, dass man Diabetes auch vererben kann.“

„Ach herrje.“ Jetzt war es Oma, die ihr Gesicht in den Händen vergrub und seufzte. „Was hab ich ihr da bloß wieder gesagt? Wir haben sie doch extra durchchecken lassen. Dich auch! Weil wir wissen wollten, ob es euch auch erwischt hat. Auch deinen kleinen Bruder haben wir extra untersuchen lassen. Und keiner von euch hat je Diabetes gekriegt.“ Oma schaute mich an. „Und nur deswegen ist überhaupt rausgekommen, dass Lea ein Kind erwartet?“

In diesem Moment hielt Mama ihren Kopf in die Zimmertür. „Ich fahre jetzt los und hole Martin ab.“

„In Ordnung.“

Und weg war Mama wieder.

„Ich hoffe nur, dass deine Schwester sich richtig entscheidet“, sagte Oma und stand auf. Unruhig wanderte sie im Zimmer auf und ab.

„Ich weiß noch überhaupt nicht, wie sie sich entscheiden will. Davon hat sie mir noch nichts gesagt. Ist vielleicht auch etwas früh…“

„Guck mal“, rief Oma auf einmal hatte ein altes Fotoalbum herausgekramt. Sie zeigte auf ein altes Bild, das noch in Schwarzweiß gehalten war. Darauf waren eine junge Frau und ein kleines Baby zu sehen. Neben dem Bild stand Marie und ich.

„Ist das eins von deinen Geschwistern?“ Oma hatte viele Geschwister gehabt, das hatte sie mir mal erzählt.

„Nein, das ist deine Tante Marie.“

„Papas Schwester?“, fragte ich ungläubig. Tante Marie war Papas ältere Schwester und schon Ende fünfzig.

„Bei ihrer Geburt war ich gerade mal achtzehn Jahre alt. Ich war damals ein junges, lebhaftes Ding, genauso wie deine Schwester.“

Natürlich, aber warum war mir das nie aufgefallen? Ich wusste doch, dass Oma und Opa sehr früh geheiratet hatten und ein paar Monate später meine Tante zur Welt gekommen war.

„Man hat damals sehr früh Kinder gekriegt“, erzählte Oma, „aber ich wollte eigentlich noch gar keins.“ Sie stellte das Fotoalbum zurück ins Regal. „Ich musste mich auch ziemlich früh entscheiden, ob ich das Kind bekommen wollte oder nicht. Ich wollte Marie haben und habe das auch nie bereut. Aber es war ein ganz schön harter Kampf, das kann ich dir sagen. Denk ja nicht, dass es leicht ist, in dem Alter ein Kind zu erziehen!“

„Das hätte ich auch nie gedacht“, entgegnete ich.

„Wir wollen nur hoffen, dass deine Schwester und ihr Freund die richtige Entscheidung treffen“, gab Oma zu bedenken.

„Davon bin ich überzeugt“, entgegnete ich.

„Jaja, aber wird Gero Lea auch dann behalten wollen, wenn sie das Baby behält? Das weiß man bei diesen jungen Männern doch nie.“

„Ja, aber Opa ist doch auch bei dir geblieben. Und Gero machte nicht eben den Anschein, als wollte er Lea verlassen. Ich habe mit ihm gesprochen. Er liebt Lea sehr und stiehlt sich bestimmt nicht so einfach aus der Verantwortung.“

Die Tür ging auf und Papa kam rein. „Hallo, Sara! Das ist ja eine Überraschung!“ Er herzte mich und dann seine Mutter. „Was treibt dich denn hierher, Sara?“

„Ach, ich war gerade in der Gegend…“, antwortete ich.

„Soso!“ Er lachte. „Ich koche nachher Abendessen, was möchtet ihr haben?“ Oma schaute mich an.

„Ich hätte gerne Napoli“, sagte ich.

„In Ordnung“, entgegnete er und ging.

„Meinst du wirklich, Gero hat die nötige geistige Reife?“, fragte Oma.

„Auf jeden Fall. Nicht alle sind so drauf wie Hannes“, sagte ich und bereute es gleich darauf.

„Hannes?“, fragte Oma und wusste von nichts. Das sollte auch so bleiben, aber ich wusste, dass ich bereits zu viel verraten hatte. „Wer ist das?“, erkundigte sie sich neugierig. „Hast du dich etwa auch mit einem Typen eingelassen?“

„Nein, wie denn?“, regte ich mich auf. „Es hat ja geendet, bevor es wirklich angefangen hat. Er wollte gar nichts mehr von mir wissen.“ Traurig schaute ich auf den Boden.

„Habt ihr euch miteinander getroffen?“

„Ja, und jetzt ignoriert er mich einfach… Dabei hätte ich es wissen müssen, er hatte schließlich eine Freundin und schaut dauernd anderen Mädchen hinterher… Ich komme mir so idiotisch vor!“ Und wieder haute ich mit meiner Hand aufs Sofakissen.

„Oh je.“ Oma setzte sich neben mich. „Die erste Liebe ist immer die schwierigste, was?“

„Ich bezweifle, dass es sich bei allen so schlimm anfühlt wie bei mir…“, murmelte ich.

„Nicht bei allen, aber bei den meisten. Es fühlt sich immer schlimm an, wenn der Traummann nichts mehr von einem wissen will.“ Das stimmte wohl. Ich kam mir vor wie eine blöde Dreizehnjährige, die noch gar keine Ahnung von der Liebe hatte. Die hatte Oma zweifellos, aber wollte ich mit ihr wirklich darüber reden? Ich wusste ja nicht mal, ob sie mich verstand oder mir irgendeinen Rat geben konnte.

„Es fühlt sich so an, als würde es nie vorbeigehen. Letztlich muss da jeder für sich herausfinden. Aber wenn ich dir einen Rat geben kann: Ignoriere diesen Hannes einfach. So ein Kerl hat es einfach nicht verdient, dass du dich mit ihm abgibst. Wenn du ihm lange genug aus dem Weg gehst, denkst du irgendwann von selbst nicht mehr an ihn.“

„Leichter gesagt als getan…“

Wo ist die Liebe hin?, Teil 9

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Einige Tage später war der Abiball. Auch wenn das stundenlange Herrichten ein einziger Stress gewesen war und mir Omas Kommentare zu meinem Kleid („So tief wie das ausgeschnitten ist, kann man ja von Pontius bis Pilatus gucken!“) irgendwann nur noch auf die Nerven gingen, war ich doch froh, dass der Abiball endlich gekommen war.

Am Anfang war es ziemlich öde, da keine Musik lief und ständig irgendein Lehrer meinte, irgendeine endlose Rede halten zu müssen. Doch als die Band eintraf, wurde es ziemlich gut. Wir Mädels tanzten ausgelassen, zumindest soweit unsere Hochsteckfrisuren es zuließen. Und es zeigte sich, dass die Band eine hervorragende Wahl gewesen war. Alle waren glücklich.

Das heißt, nicht ganz. Zwar versuchten Anna und ich immer wieder, Aurélie zum Tanzen zu bewegen, aber nach einer Minute saß sie bereits wieder auf ihrem Platz und starrte zur Theke, an der sich Freddy mit seinen Kumpels unterhielt.

„Meinst du, jetzt…“, fragte ich.

„Ja, jetzt ist der richtige Zeitpunkt“, meinte Anna.

Die Band hatte gerade mit einem Lied geendet. Ich stieg zu ihnen auf die Bühne und flüsterte Larry, dem Sänger, meinen Musikwunsch ins Ohr. Den erfüllte er mir auch prompt. Leider mit einer kleinen Ansage.

„Und hier kommt für Saras gute Freundin ein Musikwunsch! Aurélie von Wir sind Helden!“

Dann begann er. Ich war noch nie so aufgeregt wie jetzt. Anna schien es auch nicht anders zu gehen.

„Aurélies Akzent ist ohne Frage sehr charmant

Auch wenn sie schweigt, wird sie als wunderbar erkannt

Sie braucht mit Reizen nicht zu geizen, denn ihr Haar ist Meer und Weizen

Noch mit Glatze fräß’ ihr jeder aus der Hand

Doch Aurélie kapiert das nie

Jeden Abend fragt sie sich

Wann nur verliebt sich wer in mich?“

Zweifellos bewirkte dieser Song etwas. Aber nicht das, was er sollte. In dem Augenblick, als der Refrain einsetzte, begann Aurélie zu weinen und verließ fluchtartig den Saal. Sie rannte an Anna und mir vorbei, ich wollte hinterher, aber Anna hielt mich zurück.

Freddy kam aufgeregt auf uns zu. „Na toll, und was soll ich jetzt machen!“

„Na, hinterher!“, rief Anna ihm zu. Dieser Aufforderung kam er sofort nach.

Auch wenn die Musik immer noch laut dröhnte, hörte ich sie in dem Moment nicht.

Ich fühlte mich unheimlich schuldig. Was war nur passiert? Für den ganzen Schlamassel fühlte ich mich allein verantwortlich.

Ich ließ mich auf einen Stuhl vor den Waschräumen sinken und wünschte mir, ich hätte all das nie erleben müssen.

Da kam mir Anna hinterher. Sie setzte sich auf den Stuhl neben mir. Zusammen sahen wir schweigend in den Nachthimmel, der sich durch die Fenster blicken ließ.

Nach einer Weile sagte Anna: „Das war ’ne blöde Idee von mir, was?“

Ich zuckte mit den Schultern.

„Solche Versuche sind im Allgemeinen eine blöde Idee.“

Wieder zuckte ich mit den Schultern.

Es war ziemlich dunkel und es war unendlich lange still.

Plötzlich stürmte von draußen ein Pärchen Richtung Damentoiletten. Zuerst hielten sie an einem Pfeiler. Wer so intensiv knutscht, verbraucht kein Wasser mehr zum Waschen, hatte Anna mal gesagt. Ich glaube, erst jetzt begriff ich das so richtig.

Mir war das Pärchen nicht bekannt und im Dunkeln konnte man kaum etwas erkennen, aber als die beiden in die Damentoiletten huschten, sah ich, dass das Mädchen ein schwarzes Kleid trug. Ein schwarzes Kleid mit einer großen Schleife am Rücken und ziemlich viel Glitzer. Genau wie Aurélie…

Einen Moment später hörten wir lautes Gestöhne. Ich bildete mir sogar ein, zu merken, wie unsere Stühle, die nebenstehende Garderobe und das WC-Schild rhythmisch hin- und herrumsten. Wie in diesem Film. Die fabelhafte Welt der Amélie.

Oh mein Gott. Das.. das konnte doch nicht…

„Du, da auf dem Klo, da sind…“

„Freddy und Aurélie, genau. Wir haben unsere Arbeit getan. Komm, gehen wir wieder tanzen.“

Ich war so befreit wie noch nie. Deswegen tanzte ich auch besonders ausgelassen, war eins mit mir und der Welt und grölte laut mit zu der Musik. Kurz: Ich hatte einen perfekten Abend.

Eine halbe Ewigkeit später tauchten unsere guten Freunde wieder auf. Die Band hatte gerade Pause. Aufgeregt stürmten Freddy und Aurélie auf uns zu.

Mir fiel auf, dass sich einige Strähnen aus Aurélies Frisur gelöst hatten und Freddy verschmierten Lippenstift am Hals hatte.

„Sara, Freddy und ich sind…“

„Ich weiß. Lasst uns feiern!“

Doch jetzt betrat Oma die Szene. Wieso hatten wir sie eigentlich mit angemeldet?

„Meinst du wirklich, dass das für ein Mädchen wie dich der geeignete Ort ist?“ Mit Stirnrunzeln betrachtete sie Freddy und Aurélie, die leicht derangiert aussehen, die Getränke, die wir in den Händen hielten, und die Band, die biertrinkend auf der Bühne saß.

„Lass mich doch. Ich bin alt genug!“

Empört wollte Oma etwas entgegnen, doch in dem Moment wurde ich von meinen Freunden auf die Tanzfläche gezogen, weil die Band wieder einsetzte. Aurélie küsste Freddy auf den Mund, schob ihn hin und her, Anna und ich legten den wildesten Rock’n’Roll aller Zeiten hin, und ich kümmerte mich kein Stück darum, was meine alte, überbesorgte Großmutter zu sagen hatte. Weil ich dazu viel zu glücklich war.

Wo ist die Liebe hin?, Teil 2

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Kurze Zeit später standen wir vor einem Haus in der Berliner Straße. Ich drückte auf die Klingel mit dem Namen Steiner.

„Wieso willst du ausgerechnet zu dem?“, fragte Anna und schaute sich nach allen Seiten um, als würde sie befürchten, jemand könnte sie hier sehen. Mit dem war Freddy gemeint. Seit der Parisfahrt war er mein Kumpel geworden und auch wenn Anna und Aurélie, meine zweitbeste Freundin, sich an ihn gewöhnt hatten, fanden sie ihn immer noch ein bisschen, na ja, seltsam.

„Willst du ’ne gute Abinote oder nicht?“, fragte ich sie.

„Ja schon, aber…“

„Nichts da! Du kommst jetzt mit!“ Jetzt ging jemand an die Gegensprechanlage. „Hallo?“, hörte ich von Frau Steiner. Das war Freddys Oma, bei der er lebte, seit seine Eltern gestorben waren.

„Hallo, Frau Steiner! Wir sind es, Sara und Anna! Wir möchten gerne zu Frederik.“

„Kommt herauf!“ Sie öffnete die Haustür und wir traten ein.

Wenig später standen wir in der Wohnung.

„Das ist aber eine Freude! Ich habe ein paar Kekse gemacht, wollt ihr welche probieren?“

Frau Steiner war eine liebe Oma, ganz anders als meine. „Vielen Dank, wir nehmen gern welche!“, sagten wir und gingen in die Küche, um uns ein paar der leckeren Schokoladenkekse zu holen.

Noch mit vollen Backen verließen wir die Küche wieder, um Freddy in seinem Zimmer aufzusuchen, als wir plötzlich eine Begegnung der dritten Art hatten. Anna stand ein paar zögerliche Schritte hinter mir, doch auch ihr entging nicht, was da vor uns war. Oder besser gesagt, wer.

Es war unsere gute Freundin Aurélie.

Ein Drehbuchautor oder Filmemacher hätte diese Szene vermutlich nicht besser gestalten können. Anna, Aurélie und ich standen im Flur herum und starrten uns gegenseitig mauloffen an. Das wäre vermutlich ewig so weitergegangen, wenn nicht irgendwann Aurélie gesagt hätte: „Ich konnte nicht in… Ruhe lernen…“

Dann verschwand sie hinter der Klotür.

Anna und ich sahen uns an.

„Nicht nachfragen. Einfach nicht nachfragen“, sagte ich zu ihr und dann gingen wir in Freddys Zimmer, um ihn zu begrüßen.

Einige Stunden später und um einige naturwissenschaftliche Fakten schlauer fuhr ich mit der Straßenbahn nach Hause. Ich war im Lernen fürs Abitur ein großes Stück weitergekommen. Jetzt musste ich eigentlich nur noch wiederholen, nichts Neues mehr lernen. So gut hatte es geklappt. Es hatte sich nämlich herausgestellt, dass Freddy ein großes Biotalent besaß.

Bestens gelaunt schloss ich die Wohnungstür auf. Ich war mir sicher, dass meine Eltern und meine Oma es verstehen würden, dass ich heute so plötzlich abgehauen war. Sie sagten doch selbst ständig, dass ein gutes Abitur wichtig für meine Zukunft sei. Wenn ich ihnen erklärte, dass ich mit Freddy und meinen Freundinnen gelernt hatte, würden sie es schon verstehen.

Vielleicht hatte ich das ein wenig zu rosig gesehen. Als ich den Flur betrat, standen meine Mutter und meine Oma jedenfalls schon da und schauten mich finster an.

„Wo warst du?“, fragte Oma und hörte sich dabei an wie eine dieser strengen Lehrerinnen aus Hanni und Nanni. Ich hatte das früher immer verschlungen, bis –

„Antworte mir bitte!“

Ich musste mich beherrschen, um meine Jacke ruhig und gelassen an den Haken zu hängen. „Ich war bei Freddy.“

„Du warst bei Freddy? Ich glaube es nicht!“ Jetzt wandte meine Oma sich wütend an meine Mutter und fixierte sie mit ihren Augen, die hinter ihrer dicken Brille versteckt waren. „Ich habe es ja gesagt! Seit sie in Paris war, trifft sie sich nur noch mit diesem Typen! Ich habe ja gesagt, dass das keine gute Entscheidung war, sie dort mitfahren zu lassen!“

„Was willst du denn damit sagen?“, riefen meine Mutter und ich gleichzeitig. Verblüfft starrten wir uns an.

„Nichts“, gab Oma zurück. „Ich will damit nur sagen, dass Sara sich nicht verzetteln soll. Man hat ja bei Lea gesehen, wohin das führt.“

„Das ist nicht wahr!“, wollte ich meine Schwester verteidigen. „Es liegt nicht an ihrem Freund, dass sie letztes Jahr fast durch die Pädagogikprüfung gefallen wäre. Sie hat gelernt wie ’ne Blöde.“

„Nicht in diesem Ton, Sara!“

„Ist doch wahr! Jedenfalls war sie bei der Prüfung echt tierisch nervös. Ihren Freund hat sie in der Zeit kaum gesehen. Es liegt nicht an ihm.“

Meine Mutter wollte schon zustimmen, doch da fuhr Oma mich an: „Ach, hör mir doch auf! Dich nach Paris fahren zu lassen, war auf jeden Fall eine absolute Fehlentscheidung! Wozu hat das denn geführt bei dir? Anstatt fürs Abitur zu lernen, hängst du nur noch mit diesem Burschen herum. Und du sagst mir, du lernst immer fleißig? Dass ich nicht lache!“

„Ich habe –“, setzte ich an, doch Mama kam mir zuvor.

„Elisabeth“ – gemeint war meine Oma – „bitte werde jetzt nicht ungerecht. Es stimmt, Sara hat einige ihrer Pflichten vernachlässigt, aber –“

„Nichts aber! Du wusstest ganz genau, dass Sara auf der Parisreise Blödsinn machen wird, und hast es ihr trotzdem erlaubt! Und die Geschichte gibt ihr Recht! Sie hat sich mit diesem Burschen eingelassen!“

„Das stimmt überhaupt nicht!“ Ich wollte auch endlich mal etwas sagen dürfen. „Freddy ist mein guter Freund, aber nicht mein Freund! Bitte versteht das endlich. Außerdem haben wir zusammen gelernt, was ich hier ja nicht konnte.“

„Lernen! Dass ich nicht lache!“ Oma schnaubte und sah zur Decke.

„Elisabeth, jetzt wirst du aber wirklich ungerecht!“

„Ich? Ungerecht? Ich weise nur deine Tochter darauf hin, dass sie gewisse Pflichten hat. Darin hast du jawohl versagt. Oder warum lernt Sara nicht mehr für ihr Abitur und vergisst, den Haushalt zu machen? Warum hat Lea schon wieder die Uni geschwänzt? Warum hat Paul schon wieder seine Hausaufgaben nicht gemacht? Warum?“

Aufgebracht rief meine Mutter: „Ich lasse nicht auf mir sitzen, dass ich alles vergesse, seit ich wieder arbeite! Das stimmt nicht! Abgesehen von den paar Kleinigkeiten funktioniert doch alles wirklich prima!“

Da konnte ich ihr im Grunde nur zustimmen, auch wenn Mama manchmal etwas gestresster wirkte.

„In Wahrheit suchst du doch nur einen Grund, dass ich wieder aufhöre, zu arbeiten, und die brave Hausfrau gebe, die du so gerne hättest! Aber du hast Pech gehabt, so eine Frau bin ich nicht!“

In diesem Moment kam mein Vater aus seiner Anwaltskanzlei nach Hause. Er hängte seinen Mantel und seinen Schal an den Haken, streifte seine Schuhe ab und fragte: „Hallo Mutter, hallo Liebes! Wann gibt’s Essen?“

Manche Leute scheinen einfach ein Gefühl für perfektes Timing zu haben. Ich rannte schnell in mein Zimmer und drehte die Anlage auf, bevor ich mitkriegte, wie er von seiner Ehefrau einen auf den Deckel bekam.

Am nächsten Morgen suchte ich verzweifelt nach meinem Pullover. Es war mein Lieblingspullover, der schwarze Kapuzenpulli in Größe L, denn er war so schön kuschlig. Leider war er unaufffindbar. Wo konnte er nur sein?

Da fiel mir etwas ein. Die Wäscheständer standen bei Regen doch immer im Wohnzimmer. Also ging ich dorthin. Mir fiel auf, dass die Jalousien heruntergelassen waren, deswegen stellte ich die Lampe an.

Und erntete damit lautes Geschimpfe. „Verdammt, kann man denn nirgendwo in Ruhe schlafen?“ Die Stimme gehörte einem männlichen Wesen. Meinem Vater.

„Wieso schläfst du denn auf der Couch?“, wollte ich von ihm wissen. Er rieb sich die Augen und meinte: „Ist gut für den Rücken.“

Skeptisch dachte ich: Wahrscheinlich hat er einfach gestern von Mama mehr als nur einen auf den Deckel gekriegt. Ich ließ ihn in Ruhe und holte nur schnell meinen Pullover, denn auf weitere Familienstreits war ich nicht gerade scharf.

Beim Frühstück kam es nicht zu einem neuen Streit. Wirklich gemütlich war die Atmosphäre aber auch nicht gerade. Und da Paul, der uns sonst bei Laune hielt, schon in der Schule war, war es noch schlimmer.

Nur, um etwas zu sagen, bemerkte Papa, dass ihm der Reis, den Mama ihm gestern Abend noch zubereitet hatte, ausgezeichnet geschmeckt hatte. Worauf Mama ihn böse anfunkelte. Ich konnte mir gut vorstellen, warum.

Bevor die Situation zu eskalieren drohte, erzählte Lea von einer Vorlesung an der Uni. Sie studierte Anglistik und ihr Professor hatte neulich einen super Witz über Shakespeare gerissen, den sie uns unbedingt mitteilen musste.

„Also warst du mal wieder in der Uni, ja?“, murmelte Oma.

„Elisabeth!“, entfuhr es Mama schockiert.

„Ist schon gut, ich hab halt ’nen lockeren Stundenplan.“

„Und was hast du heute noch so vor?“, wendete sich Mama nun an mich.

„Ich lerne noch mal abschließend für die Prüfung morgen und dann treffe ich mich mit Anna und Aurélie.“

„Wenn du meinst, dass das ausreicht…“ Schon wieder musste Oma einen ihrer Kommentare abgeben. Mama schaute sie nicht gerade freundlich an. Na herrlich.

„Ja, es reicht aus. Und jetzt entschuldigt mich bitte, ich muss ins Bad.“

Zum letzten Mal minderjährig, Teil 9

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Nach dem Abendessen winkten Herr Nowitzki und Frau Lacombe Freddy und mich zu sich an den Tisch. Sie bemühten sich, dies unauffällig zu tun, doch natürlich bekamen es am Ende wieder alle mit. Der Großteil unserer Reisegruppe verließ tratschend und schwatzend den Essenssaal. Oh wunderbar.

„Sie wollten uns sprechen?“, begann ich, aber unsere Begleitpersonen sprachen nicht, bis alle Schüler außer Freddy und mir weg waren.

„Ja. Wir haben uns entschieden, wie wir in dieser Sache weiter vorgehen“, informierte uns Herr Nowitzki.

„Und was wollen Sie jetzt tun?“, fragte Freddy, mit so einem eigentümlichen Ton in der Stimme. Außerdem streckte er sein Kinn leicht vor. Irgendwie hatte dies etwas Triumphierendes. Wieso nur? Was hatte er gemacht?

Frau Lacombe reagierte auf Freddys Gesten, indem sie ihn böse anguckte. Sehr böse. Es erinnerte mich an eine Frau aus meiner Lieblingsfernsehserie, die mit ihrem bösen Blick Bauchschmerzen verursachen konnte.

„Wir… haben beschlossen, eure Eltern nicht zu informieren“, sagte Frau Lacombe und rang dabei sichtlich um Fassung.

Wie bitte? Das konnte doch nicht wahr sein! Ich wollte vor Freude aufspringen. Jedoch schob Herr Nowitzki hinterher: „Allerdings verlangen Frau Lacombe und ich, dass ihr einen Aufsatz über die gefährlichen Folgen von Alkohol schreibt.“

Ich war damit voll zufrieden. Lediglich Freddy hatte noch etwas zu sagen:

„Und was ist mit den anderen?“

Zuerst kapierte ich nicht. Welche anderen? Doch dann verstand ich, dass sich das auf einen seiner Einwürfe von heute Morgen bezog.

„Sie werden ebenfalls ihre gerechte Strafe erhalten“, gab Frau Lacombe, immer noch um Fassung ringend, zurück.

Jetzt waren Freddy und ich entlassen.

Im Flur vorm Speisesaal sprang ich – endlich – in die Luft und fiel Freddy vor lauter Freude sogar um den Hals. „Danke! Du bist echt super!“

„Schon gut“, wehrte Freddy lachend ab.

„Aber – wie hast du das jetzt eigentlich gemacht?“, fragte ich neugierig.

„Das ist eine lange Geschichte.“

„Ich mag lange Geschichten.“

Er überlegte eine Weile. „Gut. Wenn du so neugierig bist, kann ich dich natürlich nicht enttäuschen. Kommst du mit? Dann erzähle ich dir alles.“

„Aber wohin soll ich mitkommen?“

„Hmm… Wie wäre es mit einem Trip zur Place de la Concorde?“

Ich willigte ein.

Zwanzig Minuten später fuhr unsere Métro in die Station Concorde ein. Wir stiegen ganz normal aus und standen nebeneinander auf dem Gleis. Auf einmal rannte Freddy Richtung Ausgang und rief: „Du kriegst mich nie!“

„Natürlich kriege ich dich!“, rief ich und rannte hinterher. Wir rempelten einige Passanten an und die Musiker, die in der Station auf einige Centimes hofften, schauten uns amüsiert hinterher, doch das war mir egal. Ich mühte mich tierisch ab, um Freddy noch zu erwischen, und rannte dabei so schnell, dass Herr Nowitzki, der auch Sportlehrer war, neidisch geguckt hätte.

Oben am Ausgang, neben einem Werbeplakat, kriegte ich ihn dann endlich.

Keuchend rief ich: „Hab dich!“

Nicht weniger kaputt entgegnete er: „Ja, hat aber ganz schön lange gedauert!“

Wir gingen zur Place de la Concorde. Als wir dort waren, war ich überrascht von der Platz und seine Umgebung um diese Zeit ausstrahlten. In der Nähe stand ein imposantes Gebäude.

„Weißt du, was das ist?“, fragte ich und zeigte darauf.

„Das ist das Hôtel de Crillon“, erzählte Freddy.

„Woher weißt du das?“ Ich war beeindruckt davon, dass er das wusste. Vom Hôtel de Crillon hatte ich noch nie etwas gehört.

„Ach, meine Oma hat mir einen Reiseführer mitgegeben“, erwiderte er. „Sie kümmert sich wirklich um mich.“

„Das ist schön“, sagte ich unbehaglich und wusste danach gar nicht mehr, was ich sagen sollte.

Glücklicherweise hatte es Freddy nicht die Sprache verschlagen. Er pflanzte sich auf ein niedriges Mäuerchen und fragte: „Willst du nun wissen, wie ich die Lacombe und den Nowitzki zum Einknicken gebracht habe?“

„Ja, klar!“

„Komm, setz dich.“ Er klopfte mit der rechten Hand neben sich aufs Mäuerchen. Ich ließ mich neben ihm nieder und er erzählte mir die ganze Geschichte. Sie war ungeheuerlich und, durch Freddys Erzählweise, stellenweise einfach nur komisch.

Gestern, als wir wieder in der Jugendherberge waren, verschwand Frau Lacombe mit Herrn Nowitzki auf ihr Zimmer. Fünf Minuten später ist Freddy eingefallen, dass er noch eine dringende Frage zum heutigen Programm hatte, also hat er das Zimmer der beiden aufgesucht.

Als er angekommen ist, hat er gesehen, dass die Tür einen kleinen Spalt aufstand. Weil er komische Geräusche von drinnen gehört hat, hat er hereingeguckt und sah dort etwas, „was ich nie wieder sehen will! Es war verdammt widerlich!“

Was hatte er gesehen? Frau Lacombe und Herrn Nowitzki, wie sie l’amour machten! Das war natürlich ein gefundenes Fressen für ihn, denn Frau Lacombe ist bereits verheiratet. Als Freddy Frau Lacombe heute damit konfrontiert hatte, hatte unsere Französischlehrerin ganz schön blöd aus der Wäsche geguckt, zunächst aber nur gefaucht: „Petit démon! Du willst mich erpressen? Das schaffst du nicht!“

Worauf Freddy lässig gekontert hatte, dass er auch gerne meinen Anwaltsvater informieren könne, von wegen Verletzung der Aufsichtspflicht und so. Das Gerücht, dass unsere Lehrer gestern eine Fahrt auf der Seine gemacht hatten, anstatt in der Jugendherberge auf uns aufzupassen, hatte nämlich gestimmt.

Da wurde Frau Lacombe so langsam klar, was sie sich und ihrem Kollegen mit einer Information unserer Eltern über unseren Ausrutscher alles einhandeln würde. Sie schluckte mehrmals heftig, guckte schwitzend überall im Raum herum und hat dann eine Krisensitzung mit Herrn Nowitzki abgehalten.

„Tja, und am Ende hat sie dann gesagt, dass sie unseren Erziehungsberechtigten nichts über letzte Nacht erzählt“, schloss Freddy seinen Bericht.

Ich lag lachend auf dem Mäuerchen. „Boah, cool!“

Als ich mich wieder beruhigt hatte, richtete ich mich auf. „Ich muss gestehen, das hätte ich dir nicht zugetraut“, überwand ich mich.

„Wieso?“

„Na ja“, druckste ich herum, „ich fand dich irgendwie… komisch.“

„Ja, das sagen viele“, antwortete Freddy gar nicht beleidigt. „Deswegen habe ich auch nicht so viele Freunde.“

„Ah ja. Aber… sag mal…“

„Ja, was denn?“

„Wieso hast du mich immer so angestarrt?“

„Hmm… schwer zu sagen. Ich fand dich irgendwie interessant.“

Also doch. Es war also war. Freddy war in mich verknallt. Oh mein Gott. Was –

„Aber nicht, dass du denkst. dass ich was von dir will“, fügte Freddy hastig hinzu. „Ich fand dich nur… als Freundin interessant.“

„Fängst du alle deine Freundschaften so an? Dann wundert es mich nicht, dass du nicht so viele Freunde hast“, versetzte ich.

Nun guckte er unsicher.

„Schon gut. Freunde?“ Ich hielt ihm die Hand hin.

„Freunde!“ Erleichtert schlug er ein.

„Fand ich wirklich cool von dir, dass du dich so eingesetzt hast“, teilte ich ihm mit, während wir auf dem Rückweg zur Station Concorde waren. „Wenn du nichts getan hättest, wäre bei mir zu Hause jetzt der Teufel los.“

„Denk ja nicht, dass ich das gemacht habe, um dir zu helfen. Ich wollte nur meinen Hintern retten“, entgegnete Freddy grinsend und streckte mir die Zunge heraus.

„Blödmann!“ Lachend zog ich ihm seine Strickmütze über die Augen.

Als eine metallisch klingende Stimme die Fahrgäste der Métro darüber informierte, dass wir uns der Station Louvre-Rivoli näherten, klingelte auf einmal mein Handy. Ich schaute aufs Display. Zu Hause, stand da. Nanu, was war denn jetzt los? Ich drückte auf den grünen Hörer.

„Hallo?“

„Hallo, Sara, hier ist deine Mutter!“

„Hallo, was ist denn?“

„Ich habe erst Lea erreichen wollen, aber die hat ihr Handy mal wieder nicht an.“

„Ja, aber warum denn?“ Langsam wurde ich ungeduldig. Freddy guckte ich neugierig.

„Ich habe mich dazu entschieden, das Angebot meiner Freundin anzunehmen. Ich werde wieder arbeiten“, erklärte Mama überglücklich.

„Das ist schön!“, freute ich mich. „Aber deswegen rufst du uns an?“

„Ja, natürlich! Das ist doch eine äußerst wichtige Entscheidung!“

„Stimmt.“ Da fiel mir noch etwas ein. „Was haben Papa und Oma dazu gesagt?“

„Die sind einverstanden. Wir haben einen Plan ausgearbeitet, den zeigen wir Lea und dir, wenn ihr wieder da seid.“

„Okay, aber ich muss jetzt Schluss machen, ich bin grad unterwegs!“

„Mit wem denn?“

„Mit einem Freund aus meiner Stufe!“ Ich zwinkerte Freddy zu, er zwinkerte zurück.

„Dann noch viel Spaß! Bis bald!“

„Tschüss!“ Ich legte auf.

„Deine Mutter?“, vermutete Freddy ganz richtig. Ich nickte.

„Du scheinst ja zu Hause gerade eine wichtige Zeit durchzumachen.“

Überrascht fragte ich: „Wie kommst du darauf?“

„Ach, das hab ich dir angehört. Möchtest du mir erzählen, worum es geht?“

Ich erzählte in Kurzform, was passiert war.

„Puuh“, stöhnte Freddy. „Das war bestimmt ätzend.“

„Hm, es ging. Ist vermutlich auch immer noch besser, als… niemanden zu haben.“

Freddy sah aus dem Fenster, während er nickte. „Manchmal habe ich meine Familie sehr vermisst.“

„Tut mir wirklich Leid, dass das passiert ist.“

„Schon gut. Im Grunde kenne ich es ja nicht anders.“

Wir kamen an der Station an, an der wir aussteigen mussten. Es war Saint-Paul. Schweigend wanderten wir die paar hundert Meter von der Métrostation zur Jugendherberge.

Als wir schließlich vor dem fünfstöckigen Klotz standen, stellte ich ihm noch eine letzte Frage.

„Wieso hast du mich gestern geküsst?“

Freddy drehte sich herum. „Bitte versteh das jetzt nicht falsch, aber das lag ganz einfach daran, dass ich noch mehr Merlot getrunken hatte als du. Unter normalen Umständen hätte ich dich niemals geküsst.“

Wir lachten beide.

Anderthalb Tage später saß die Familie Lehmann wieder gemeinsam am Frühstückstisch und unterhielt sich miteinander.

Wir unterhielten uns über die nun hinter mir und Lea liegende Parisfahrt. Ich zeigte Paul die Fotos auf meiner Digitalkamera und er zeigte sich vor allem von dem Bild eines Vogels beeindruckt, das ich in einem Pariser Museum gemacht hatte.

Irgendwann wollte Mama wissen, wer denn der Mensch war, mit dem ich vorletzten Abend in Paris unterwegs gewesen war.

„Ach, das war Frederik aus meiner Stufe“, erzählte ich möglichst beiläufig, konnte aber nicht vermeiden, dass Lea mich verschwörerisch ansah.

Egal, ich brauchte keine Angst zu haben. Lea hielt zu mir, wir waren schließlich Schwestern. Und zwar welche mit einem Spitzenverhältnis, so was fand man nicht so oft auf der Welt.

Nach dem Frühstück erklärte uns Mama, wie sie die Haushaltsführung und überhaupt die ganze Organisation in Zukunft weiterführen wollte.

Sie erklärte Lea und mir die Pläne, die sie, Oma und Papa ausgearbeitet hatten, und wirkte dabei richtig glücklich.

Da Paul nach der Schule nicht mehr abgeholt werden konnte, sollte er demnächst in eine Betreuungsgruppe kommen. Oma sollte ihn dann abholen, wenn sie von dem Sport wiederkam, den sie wegen ihres schwachen Knies machen musste. Papa würde beruflich etwas kürzer treten und sich gemeinsam mit Lea und mir um den Haushalt kümmern.

„Und was ist dann mit dem Mittagessen?“

„Das ist zukünftig leider kalt“, erklärte Mama. „Aber abends, wenn ich wieder da bin, kann ich dann für euch kochen.“

Die Pläne klangen wirklich gut.

Abends dachte ich noch mal über die jetzige Situation nach. Beim Frühstück hatte eine große Harmonie geherrscht. Und diesmal war es eine echte Harmonie, nicht so eine bröckelige, die jeden Augenblick zu zerbrechen droht. Zum ersten Mal seit langem war ich zuversichtlich, dass wir uns lange miteinander vertragen konnten. Ich durfte nicht vergessen, mich noch mal bei Freddy zu bedanken. Wenn er sich nicht für uns beide eingesetzt hätte, wäre dieser Familienfrieden nie möglich gewesen.

Zum letzten Mal minderjährig, Teil 8

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„Wieso habt ihr das getan?“

Darauf fiel Freddy und mir, die wir mittlerweile zur Moralpredigt in den Tagungsraum der Unterkunft zitiert worden waren, keine Antwort ein. Wieso hatten wir das getan? Wieso hatten wir miteinander geknutscht und wieso hatte er anschließend in meinem Bett geschlafen? Freddy und ich konnten das nicht beantworten. Wahrscheinlich war diese Frage sowieso rhetorisch gewesen.

„Vor der Parisfahrt hat man euch doch gründlich über die Regeln bei dieser Fahrt aufgeklärt. Und da hieß es auch klipp und klar: Niemand darf sich nach der verabredeten Ruhezeit in einem andersgeschlechtlichen Stockwerk aufhalten“, äußerte sich Herr Nowitzki in einem für ihn völlig untypischen Ton. „Und genau gegen diese Regel habt ihr verstoßen.“

Wieso wir? Freddy war es doch, der im falschen Bett geschlafen hatte. Als er diesen Einwand vorbringen wollte, schnitt ihm Frau Lacombe sofort das Wort ab.

„Was habt ihr euch nur dabei gedacht?“ Das wussten wir auch nicht so genau. So guckten wir uns auch an. Da bestand wohl noch eindeutig Klärungsbedarf bei uns beiden. Aber erst, wenn diese Sache hier durchgestanden war. Und es sah aus, als würde das noch sehr, sehr lange dauern. Oh Hilfe.

Frau Lacombe sprang auf und wanderte unruhig im Raum hin und her. Ein Tick, den sie mit Lea und Mama teilte. Oh Gott, Mama! Mir lief es kalt den Rücken herunter bei der Vorstellung, was zu Hause los sein würde.

Mittlerweile hatte unsere Französischlehrerin am Fenster Halt gemacht. Sie atmete tief durch und murmelte irgendetwas vor sich hin. Dann kehrte sie zurück zum Tisch, an dem Herr Nowitzki, Freddy und ich saßen.

„Wie Di… euh, Herr Nowitzki sagte, habt ihr gegen eine wichtige Regel verstoßen. Dies können wir auf keinen Fall auf sich beruhen lassen. Ihr bleibt heute den ganzen Tag in der Jugendherberge. Herr Nowitzki und ich denken uns eine passende Strafe für euch aus.“

Mit diesen Worten standen die Lehrkörper auf und bewegten sich zur Tür.

Da fiel Freddy noch etwas ein. „Gut. Aber wenn Sie uns deswegen bestrafen wollen, dann bestrafen Sie bitte auch noch die anderen männlichen Vertreter dieser Reisegruppe sowie Katja, die entweder Alkohol mitgebracht oder auf dieser Fahrt gekauft haben, obwohl das, wie Sie uns gesagt haben, strengstens verboten ist.“

„Ferme-la“, fauchte Frau Lacombe. „Und natürlich werden wir eure Eltern über diesen Vorfall informieren.“ Sie zerrte ihren Kollegen aus dem Raum und war weg.

„Scheiße“, fluchte ich und hätte meinen Kopf am liebsten gegen die Wand geschlagen, um mich für meine Blödheit zu bestrafen. Wieso hatte ich so viel getrunken, dass ich nicht mehr wusste, was ich tat? Wieso hatte ich es vorgezogen, einer Saufparty beizuwohnen, anstatt einen Abend mal ganz allein zu verbringen? Wieso nur?

„Meine Mutter bringt mich um“, stöhnte ich vor mich hin. „Mein Vater wird drakonische Strafen verhängen und mindestens drei Jahre lang herumjammern, dass ich seinen Ruf geschädigt habe und seine Kanzlei meinetwegen den Bach heruntergeht. Und meine Oma wird mich für noch verkommener halten als bisher.“

„Ach komm, so schlimm wird’s schon nicht werden“, antwortete Freddy.

Ich konnte nicht glauben, was er da gerade gesagt hatte. „Nein, für dich wird es garantiert nicht so schlimm! Du hast bestimmt keine schreckliche Familie!“, fuhr ich ihn an.

„Nein, habe ich auch nicht“, entgegnete er ruhig. „Ich habe nämlich gar keine Familie.“

Überrascht schaute ich auf. „Warum?“

„Meine Eltern und meine kleine Schwester sind bei einem Verkehrsunfall gestorben. Die einzige, die sich um mich kümmert, ist meine Oma.“

Ich biss mir auf die Lippe. „Tut mir Leid.“

„Schon gut. Ich war erst zwei, als es passiert ist. Aber reden wir nicht darüber.“

„Und worüber dann?“

„Na, über diese blöde Situation. Es wird auf keinen Fall schlimm. Ich habe nämlich bereits einen Plan.“

„Ach, und wie sieht dieser tolle Plan aus?“, fragte ich pessimistisch. „Willst du die Lacombe und den Nowitzki erpressen, wie in einem dieser billigen Filme?“

„Wird nicht verraten“, antwortete Freddy mit einem breiten Grinsen. „Aber hab keine Angst, dir wird nichts passieren.“ Sprach’s und verschwand.

Meine Güte, was hatte der Junge nun wieder vor? Eine brilliante Idee konnte das auf keinen Fall sein, so viel stand fest. Keine Idee war gut genug, um mich aus diesem Schlamassel wieder herauszuholen.

Während die anderen Paris erkundeten, saß ich in meinem Zimmer in der Jugendherberge und dachte nach.

In den schrecklichsten Farben malte ich mir aus, was sich zu Hause alles ereignen würde, wenn meine Eltern und meine Oma von dem Vorfall erführen. Wunderschön war die Aussicht nicht gerade.

Papa würde mir den Vortrag seines Lebens halten, der selbst seine besten Plädoyers in den Schatten stellen würde. Immer wieder stellte ich ihn mir vor, in den verschiedensten Variationen, mit rotem Kopf, wild gestikulierend, Wortfetzen rufend wie „Was hast du dir nur dabei gedacht?“, „Unverschämtheit“, „unreif“ und „Rufschädigung“. Natürlich. Rufschädigung. Diese verdammte Kanzlei! Bestimmt würde er das Ganze nur halb so eng sehen, wenn er nicht so verdammt stark auf seinen guten Ruf aus wäre. Vor Ärger haute ich mit der Faust gegen die Wand. Den Schmerz spürte ich schon gar nicht mehr.

Oma würde die Sache wieder auf Mamas ach so schlechte Erziehung schieben. Denn, wie sie bereits beim letzten großen Streit von vor ein paar Wochen gesagt hatte, habe meine Mutter ja angeblich bei der Kindererziehung total versagt.

Mama würde diese total falsche Behauptung natürlich nicht auf sich sitzen lassen, was wieder einen Riesenstreit zur Folge hätte. Wahrscheinlich würde Mama am Ende deswegen das Angebot ihrer Freundin sausen lassen und Hausfrau bleiben, weil man ja auf mich aufpassen musste. Sonst würde ich mich ja wieder zusaufen und mit irgendwelchen Männern in der Kiste landen und so weiter. Und natürlich würde Mama mir den Rest ihres Lebens nachtragen, dass sie meinetwegen nicht wieder gearbeitet hatte.

Tolle Perspektive. Ich stellte mich mental schon mal auf das Donnerwetter zu Hause ein. Klar, Freddy hatte einen großartigen Rettungsplan angekündigt, doch ich glaubte nicht daran.

Abends aßen wir alle gemeinsam im Speisesaal der Jugendherberge. Wie gerade erwähnt, hatte ich den lieben langen Tag damit verbracht, mir die Situation zu Hause vorzustellen und dabei hatte ich nicht eine Sekunde an das gedacht, was jetzt passieren würde.

Als Freddy und ich kurz hintereinander den Raum betraten, verstummten plötzlich alle Gespräche.

Super, dann hatte es sich also schon herumgesprochen. Ich wusste nicht, wer von den Tratschtanten es überall verbreitet hatte, aber als ich in Idas Augen sah, senkten die sich schlagartig auf den vor ihr befindlichen Teller. Aha, dann war sie es also gewesen. Wer hatte eigentlich noch mal die schwachsinnige Idee gehabt, sie als fünftes Mädchen mit in unser Zimmer aufzunehmen? War es nicht sie gewesen, die Frau Lacombe heute Morgen gesteckt hatte, wo ich war?

Da bestand ebenfalls Klärungsbedarf. Ich schlug mit meiner zur Faust geballten rechten Hand in die offene linke.

Ich setzte mich zu Lea, Anna und Aurélie. Erstaunlicherweise sagte keine von ihnen etwas. Alle blieben sie still, aßen ihr dîner so manierlich, dass es schon peinlich war.

Schließlich machte Anna den Mund auf. „War es sehr schlimm?“

„Anna und ich, wir besuchen dich die ganze Zeit in deinem Gefängnis, wenn du willst!“, schob Aurélie superlieb hinterher.

Mit einer stimmlichen Gelassenheit, die mich überraschte, antwortete ich: „Lieb von euch. Aber nach der Sache darf ich garantiert nicht mal mehr Besuch empfangen.“

Jetzt guckten alle betroffen drein. „Und… äh… weißt du schon, was jetzt passiert?“, wollte Lea wissen.

„Nein. Die Lacombe und der Nowitzki sagen Freddy und mir gleich, was für eine Strafe wir zu erwarten haben. Freddy hat zwar gesagt, er paukt uns beide da raus, aber da gebe ich keinen Cent drauf. Können wir jetzt bitte über etwas anderes reden?“

Verrückte Suchbegriffe

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Durch die folgenden Suchbegriffe sollen laut WordPress Leute auf mein Blog gekommen sein. Es sind wirklich ein paar Klopper dabei, die ich überhaupt nicht verstehe.

garfield es gibt so viel zu tun, lassen wir es

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Gleich gibt es noch einen „richtigen“ Blogeintrag.

Mit freundlichen Grüßen

Die Kitschautorin

Geschützt: Breaking yawn

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