Bahn, Bibel und bunte Heftchen

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Tagesordnungspunkt 1: Die Bahn

Montag, 10 h 41: Ich sollte eigentlich unterwegs Richtung Kreisstadt sein, da ich dort etwas Wichtiges erledigen muss. Ich sitze aber immer noch am Bahnhof meines Wohnortes, da es auf der Strecke eine Stellwerksstörung gibt. Auf der Bahnhofsanzeige und in der Durchsage heißt es nur: „Aufgrund einer Stellwerksstörung verzögern sich alle Züge auf unbestimmte Zeit. Wir informieren Sie über Anschlussmöglichkeiten.“ Der Bus in die Kreisstadt ist da schon weg.

11 h 00: Der Zug fährt, ohne dass man uns irgendwie informiert hat.

11 h 30: Bin bei der wichtigen Erledigung angekommen. Werde dort angemeckert, weil ich nicht früher gekommen bin, muss deswegen Mittwoch noch mal wiederkommen.

12 h 00: Ich habe noch einige andere Dinge erledigt und möchte den Rückweg antreten. Laut DB-Navigator fährt der nächste Zug zwar eigentlich schon um 12 h 14, was etwas zu knapp ist, allerdings verspäte sich der Zug um 15 Minuten wegen der Stellwerksstörung. Das wäre dann okay, ich gehe also zum Bahnhof.

12 h 15: Der Zug fährt mir vor der Nase weg.

12 h 50: Ich sehe, dass der Gegenzug beträchtliche Verspätung aufgrund der Stellwerksstörung hat. Für meine Verbindung – 13 h 14 – wird nichts angezeigt.

13 h 30: Der Zug taucht nicht auf. Informationen über den Verbleib bekommen wir keine, weder per Durchsage noch per Anzeige. Aber immerhin ist der DB-Informationsmitarbeiter von seiner Mittagspause zurückgekehrt. Ich gehe also, mit ein paar anderen zusammen, hin.

13 h 35: Der DB-Mitarbeiter hat absolut keine Ahnung, wann überhaupt wieder Züge fahren werden. An den u.a. durch den DB-Navigator angekündigen Schienenersatzverkehr glaubt er nicht. Ich habe genug und kaufe mir bei ihm ein Linienbusticket. Dann gehe ich zum Busplatz.

13 h 45: Der Schienenersatzverkehrsbus taucht auf. Da nur drei Leute am Busplatz sitzen, geht der Busfahrer zum Gleis, an dem eigentlich mein Zug hätte fahren sollen, und holt die Reisenden.

13 h 53: Die Reisenden, die noch am Bahnsteig waren, wurden anscheinend nicht durch Durchsage oder Anzeige darüber informiert, dass der SEV-Bus da ist.

13 h 55: Der Bus fahrt los.

14 h 35: Bin zu Hause angekommen und stinkwütend. Wenigstens besitze ich seit letztem Jahr den Führerschein Klasse B, sonst wäre ich noch häufiger auf diesen Sauverein angewiesen…

(Puh, das ist doch etwas länger geworden als geplant. Egal.)

Tagesordnungspunkt 2: Die Bibel

Ich antwortete auf Twitter auf diesen Tweet von Birgit Kelle, der durch einen mir bekannten Twitterer in meine Timeline geraten war:

Meine Meinung zu gleichgeschlechtlicher Liebe ist hinreichend bekannt. Folgerichtig antwortete ich auf den obigen Tweet mit „Mit Verlaub, das ist Blödsinn“. In Folge kam es zwischen mir und verschiedenen anderen Twitterern zu einer großen Diskussion, in der mir u.a. Relativismus vorgeworfen wurde, weil ich eine nicht homophobe Bibelauslegung bevorzuge. (Wer mehr darüber lesen will, hier steht was Interessantes dazu.)

Unabhängig davon, wie man zu gleichgeschlechtlicher Liebe steht oder nicht: Dass ich Relativismus in Bezug auf die Bibel betreibe, ist Blödsinn. Es ist eine mögliche Bibelauslegung. Im Übrigen selektieren diejenigen, die mir Relativismus vorgeworfen haben, genauso. Keiner kann alle Gesetze aus der Bibel befolgen. Ich berichtete ja schon einmal darüber, dass A. J. Jacobs das ein Jahr lang versucht hat, und er wurde halb verrückt dabei.

Aber wenn es wenigstens nur das gewesen wäre. Einer der Diskutanten verlinkte eine Rezension zum Buch „Streitfall Liebe“ von Valeria Hinck, in dem sich gegen die Ausgrenzung von Homosexuellen gewandt wird. Der Rezensent gab zu verstehen, dass er Homosexualität für eine Krankheit hält. Ich habe die Diskussion mit diesem Menschen daraufhin eingestellt.

Und es ging noch weiter: Derselbe Twitter-User verlinkte einen Blogartikel, in dem Homosexualität als Sünde dargestellt wurde. Ich hatte dazu einige Anmerkungen:

Zunächst einmal möchte ich anmerken, dass im dritten Buch Mose nur Geschlechtsverkehr unter Männern erwähnt wird. Was aber ist mit Geschlechtsverkehr unter Frauen? Außerdem liegt bei 1. Korinther 6,9 der Fokus eher auf Verkehr mit Minderjährigen / Prostituierten und nicht unter gleichgestellten Partnern, die sich freiwillig und auf Augenhöhe aneinander binden. Darüber hinaus möchte ich noch anmerken, dass die Neues-Leben-Bibelübersetzung nicht immer ganz genau ist, sondern zu Vereinfachungen und zur Emphase neigt.

Über eine Rückmeldung würde ich mich sehr freuen.

Freundliche Grüße

Ich bekam auch postwendend eine Antwort. Der Blogartikel-Autor warf mir vor, ich wolle Gottes Wort aus der Welt schaffen und legte indirekt nahe, dass es mit meiner Nächstenliebe nicht gut bestellt sei, weil ich mich sicher nicht trauen würde, die iranische Botschaft zu diesem Thema anzumailen. Ich antwortete, dass ich eine andere Bibelinterpretation (also eine nicht homophobe) für möglich halte, und verbat mir irgendwelche Mutmaßungen zu meiner Nächstenliebe. In der nächsten Antwort wurde der Relativismusvorwurf seinerseits dann auf die Spitze getrieben, indem gesagt wurde, dass die Nazis ja auch derart gearbeitet hätten. Da stellte ich die Diskussion meinerseits dann ein. Der Blogartikel-Autor hat mir danach noch drei E-Mails geschrieben, in denen er mich indirekt als scheinheilig bezeichnete, sagte, ich sei auf dem falschen Weg, das mit der Nächstenliebe wiederholte und mir vorwarf, ich sei

vom Ich-zentrierten Stolz verführt.

Ich bin gespannt, ob noch weitere E-Mails kommen, beantworten werde ich sie nicht.

Tagesordnungspunkt 3: Bunte Heftchen

Eine sehr liebe Person hat mir aus Schottland ein deutschsprachiges christliches buntes Heftchen mitgebracht, auf das ich hier eingehen möchte. John Blanchard – „Von größter Bedeutung“. Nun denn.

Ich muss sagen, dass ich gegen das Heftchen nicht unbedingt was habe. Der Autor hat zwar zu vielen Themen eine andere Meinung als ich, aber das kann ich akzeptieren. Nur zwei Sachen will ich anmerken: Auf Seite 4 werden Evolution und Gottglaube entgegengesetzt. Ich glaube nicht, dass sich das widersprechen muss, ich bspw. bin gläubig und halte die Evolution für wahr.

Darüber hinaus findet sich auf Seite 7 Folgendes:

In 2000 Jahren konnte kein Experte auf irgendeinem Gebiet auch nur eine Aussage der Bibel widerlegen.

Nun ja…

So, das war’s mit Bloggen für heute. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder, und Respekt an jeden, der das alles hier gelesen hat.^^

Mit freundlichen Grüßen

Die Kitschautorin

Über kitschautorin

Ich bin Früh-ins-Bett-Geherin. Im Internet zu Hause. Ehemalige Blutspendenanmeldungshilfe. Gelernte Übersetzerin für Englisch und Französisch. Gegen Atomkraft und sinnlose Verbote. Mitglied der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Politisch interessiert. Mutter. Schulbegleiterin. Pädagogin (B.A.). Auf Flickr zu finden: https://www.flickr.com/photos/100511533@N08/ Auf erklaerversucherin.wordpress.com ebenfalls zu finden. Ich blogge über alles, was mich bewegt. Und Kunst - aber nur die gibt es hier. Alles andere auf dem Hauptblog. Ich mag Bücher. Nudeln. „Hör mal, wer da hämmert“. Depeche Mode. Zitate. Meine Arbeit in der Schule. SpongeBob. Garfield. „Switch“. „Ein Herz und eine Seele“. "The Crown". Britischen Humor. Ich hasse Fremdenfeindlichkeit. Misogynie. Homo- und Frankophobie. Die meisten Sorten von Kohl (auch den aus der CDU, haha). Den Großteil des Fernsehprogramms. Armut. Arroganz. Springer. Leute, die anderen Leuten keine eigene Meinung gönnen. Das Wort „Gutmensch“. Fußball. Viele Politiker. Ich habe hier noch mehr über mich geschrieben: https://kitschautorin.wordpress.com/2011/04/16/alles-glanzt-so-schon-neu/ https://kitschautorin.wordpress.com/2012/01/17/11-fragen/ https://kitschautorin.wordpress.com/2012/07/22/immer-wieder-sonntags/ https://kitschautorin.wordpress.com/2012/03/07/mal-wieder-was-uber-mich/ https://kitschautorin.wordpress.com/2013/05/04/was-ich-unbedingt-noch-machen-will/ https://kitschautorin.wordpress.com/2014/04/11/fragebogen-zu-film-und-kino/ https://kitschautorin.wordpress.com/2014/04/15/nochn-fragebogen/

Eine Antwort »

  1. Ruthe hat heute gepostet:
    „Na, toll. Und demnächst darf dann jeder seinen Toaster oder sein Chamäleon heiraten, oder was?.“
    Ja, klar. Und als Frauen vor 100 Jahren das Wahlrecht zugesprochen wurde, hättest du vermutlich auch gefragt, ob demnächst Yucca-Palmen ihre Stimme abgeben dürfen. Denk nach. Denk bitte bitte einfach nach!

    Und das mit der Bahn ist so typisch, mir wäre der bestimmt auch vor der Nase weggefahren. Hab da auch immer so ein Glück!

    Antworten

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