Monatsarchiv: Januar 2017

Holocaust-Gedenkblogartikel

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Heute vor 72 Jahren wurde das KZ Auschwitz-Birkenau befreit. Vor ungefähr anderthalb Jahren war ich mit einer Unigruppe dort. Ich habe hier schon einmal darüber berichtet, jetzt möchte ich noch mal einige Eindrücke niederschreiben.

Das Thema Nationalsozialismus hat mich schon immer sehr interessiert und von vielen Leuten wurde mir nahegelegt, mal nach Auschwitz zu fahren. Als es 2015 dann soweit war, fand ich sehr gut, dass ich diese Gelegenheit hatte, hatte aber gleichzeitig auch etwas Angst. 2014 hatte ich die Gedenkstätte Sachsenhausen besucht und es hatte mich unglaublich getroffen. Ich ging davon aus, dass es bei der Besichtigung der Gedenkstätte in Auschwitz genauso sein würde.

So war es dann nicht. Ich nehme an, dass das damit zu tun hat, dass es einen nur beim ersten Besuch einer KZ-Gedenkstätte besonders trifft und danach nicht mehr so. Nichtsdestotrotz war es sehr beeindruckend – im negativen Sinne. Ich hatte mich, auch auf Anraten der Dozenten, dazu entschieden, im Lager keine Fotos zu machen. Das hat für mich auch etwas mit Respekt zu tun (mal davon abgesehen, dass es eh schon unglaublich viele Fotos von diesem Ort gibt). Als ich dann aber sah, dass irgendwelche Leute dort Grinseselfies mit Peacezeichen gemacht haben, bekam ich Plaque. Wie kann irgendwer behaupten, dass man es mit diesem Teil der Geschichte doch langsam mal gut sein lassen müsste? Offensichtlich wissen die Menschen immer noch nicht angemessen damit umzugehen. Weder der Niederländer, der bei der Führung durch die Gedenkstätte fragte, warum die Deutschen die Juden denn bloß so gehasst hätten, noch ein gewisser AfD-Landtagsabgeordneter, der vom Berliner Holocaustmahnmal als „Denkmal der Schande“ sprach.

Teil der Führung durch die Gedenkstätte war eine Art Raum, in dem alle Haare der Häftlinge gesammelt worden waren. Als ich da war, war der Raum nur noch etwa halbvoll. Die Haare werden bewusst nicht konserviert, in einigen Jahrzehnten wird also alles verschwunden sein. Ich hoffe, dass nicht etwas Ähnliches mit dem Holocaust passiert. Die Erinnerung daran muss auf jeden Fall bewahrt werden. Auch wenn man über das Wie streiten kann.

Die Dozenten haben für den Rest des Exkursionstages nichts mehr angesetzt und uns so bewusst offengelassen, wie wir den Abend verbringen wollen. Das fand ich gut. Ich kann gut verstehen, wenn man nach so einem Tag für sich sein will. Ich habe aber auch nichts dagegen, wenn man die Schwere des Tages loslassen und sich amüsieren will. Da muss jeder seinen eigenen Weg finden. Letztlich war es bei uns so, dass fast alle in der Pizzeria nahe des Hotels waren. Und es war ein ziemlich guter Abend.

Ich habe vor der Reise mit so einigen Leuten darüber gesprochen, auch über meine Ängste. Die Tante meines heutigen Mannes hat mir ein kleines Marienbild geschenkt. Wenn ich nach dem Besuch bedrückt sein sollte, hat sie gesagt, ich solle einfach zu Maria beten und das würde sicher helfen. Ich war sehr skeptisch, steckte das Bild aber ein. Und was soll ich sagen, ich habe es am Ende gar nicht gebraucht. Das Bild ist übrigens immer noch in meinem Portmonee.

Was will ich damit nun sagen? Es macht mir Hoffnung, dass es noch gute Menschen auf der Erde gibt. Ich hoffe nur, dass die schlechten am Ende nicht gewinnen.

Mit freundlichen Grüßen

Die Kitschautorin

Jag älskar Sverige

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Auf vielfachen Wunsch (hallo, Bammy!) poste ich hier jetzt einige Infos zu meiner kürzlich erfolgten Fährreise nach Schweden.

Die Reise zur Fähre (Hinfahrt)

Mein Mann und ich fuhren ein paar Stunden lang Zug, von unserem kleinen niedersächsischen Heimatdorf in eine sehr große Stadt in Schleswig-Holstein. Die Fahrt war ganz angenehm, für Erheiterung sorgte lediglich, dass irgendwann in unserem Waggon der Strom ausfiel. Sehr angenehm: Der Kieler Hauptbahnhof ist in Sichtweite vom Fährhafen.

Bei der Fähre mussten wir, genauso wie bei einem Flug, einchecken, und es bildete sich eine Schlange. Ich hatte also genug Zeit, das Plakat zu erblicken, auf dem (auf Schwedisch) ein Laden angepriesen wurde, bei dem man pfandfrei und mit Schwedischen Kronen Alkohol einkaufen konnte.

Die Fähre (Hinfahrt)

Meine Mutter hatte mir ja so von der Fähre vorgeschwärmt, und ich konnte das im Prinzip nur bestätigen. Das Restaurant gefiel mir richtig gut. Guter Ausblick auf Kiel resp. Göteborg, leckeres Essen, guter Service. Nach dem Essen hatten wir Spaß an der Bar (oh Mann, hatten die gute Cocktails), wo es Bingo und Musikquiz gab. Hab aber leider nichts gewonnen.

Wenn man wollte, konnte man fernsehen (aber wer würde das schon tun wollen?). Mein Mann amüsierte sich besonders darüber, dass eine Durchsage kam, dass Alkohol erst ausgeschenkt wird, sobald das Schiff abgelegt hat. Und darüber, dass in einer Werbebroschüre die Vergünstigungen des Alkohols gegenüber den staatlichen schwedischen Alkoholgeschäften hervorgehoben wurde.

Der einzige Tiefpunkt war, dass ich null schlafen konnte, weil ich den Wellengang nicht mehr gewohnt war (obwohl ich früher nie derartige Probleme hatte).

Die Zugreise in Schweden (Hinfahrt)

Ein Pluspunkt der Schwedischen Bahn gegenüber der Deutschen Bahn ist, dass man über alle Vorkommnisse und Verspätungen immer sofort informiert wird. Brachte mir nur leider nicht viel, da ich kein Schwedisch spreche. Allerdings saß neben mir eine sehr nette Englisch sprechende Dame, die mir immer alles übersetzte. Der Zug fuhr mit Verspätung aufgrund technischer Probleme los, und dann wurde es richtig lustig. Auf der Bahnstrecke Göteborg – Stockholm wurden Kupferkabel geklaut und die durchgesagten Verspätungen reichten von zehn zusätzlichen Minuten bis „vermutlich müssen Sie den nächsten Zug nehmen“. Glücklicherweise waren es dann nur 40 Minuten Gesamtverspätung…

Was ich auch toll finde: Es gab Gratis-WLAN, und zwar ernstzunehmendes, ohne Registrierung, dafür mit Live-Auskunft.

Geschehnisse, während wir da waren

Da gibt es nicht so viel zu erzählen, weil wir nicht so viel unternommen haben. Brüderchen arbeitet immer noch richtig viel, die Schweden sind noch feuerwerksverrückter als wir Deutschen und im örtlichen Schwimmbad wollte man mir mein Alter nicht glauben.

Die Reise zur Fähre (Rückfahrt)

Mein Mann und ich sind etwas durch Göteborg geeumelt, weil es in der Straßenbahn, in der wir zuerst waren, nur eine bestimmte Zahlungsweise gab… wir mussten aussteigen, uns einen Kiosk suchen und konnten dann dort Straßenbahnkarten kaufen. Da haben wir uns dann schon etwas darüber geärgert, dass der Fährhafen nicht wie in Kiel fast direkt neben dem Hauptbahnhof liegt.

Nun spreche ich ja wie gesagt kein Schwedisch, aber dass ich ein paar Worte verstehe, half uns dann, weil ich irgendwann in einer Straßenbahnansage das Wort „Tyskland“ verstand und so fanden wir eine kleine Abkürzung.

Die Fähre (Rückfahrt)

Das Unterhaltungsprogramm war diesmal nicht ganz so gut, aber das Essen war wieder spitzenmäßig. Und ich konnte diesmal schlafen und es war sogar ganz erholsam.

Die Zugreise nach Hause

Ich habe meine diversen Schwedischen Kronen, die ich noch überhatte, getauscht (Will irgendjemand Münzen? Die konnte ich nicht mit umtauschen…), und mir damit dann ein Buch gekauft… für über dreißig Euro… und nein, es tut mir nicht leid. Ich bin gerade dabei, „More letters of note“ zu lesen und es ist echt jeden Cent wert.

Fazit

Es war super… aber beim nächsten Mal will ich bitte mehr Zeit mitbringen, wenn ich schon 52 Stunden unterwegs sein muss.

Med vänliga hälsningar

Die Kitschautorin

PS: Gibt es eigentlich ein schiffliches Äquivalent zum Mile-High-Club? 😀

PPS: Mir fällt gerade auf, dass die Fähre auf der Hinfahrt fast gecancelt worden wäre wegen Sturm… könnte das vielleicht eine Rolle gespielt haben? 😀

Katze, Schokolade, Motorrad

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(Vielen Dank an Bammy für den Titel. 🙂 )

Am Straßenrand lag etwas, das vor Urzeiten mal eine Katze gewesen sein musste, lange, bevor Liane mit dem Auto an der Stelle vorbeifuhr. Sie sah die Ex-Katze, verzog angewidert das Gesicht und schaltete in den vierten Gang, um weiter ihren Weg zu machen.
War der Gang richtig eingeschaltet? War er, denn der Motor des Autos meckerte nicht. Gut. Als Liane noch in der Fahrschule gewesen war, hatte sie ihren Fahrlehrer des Öfteren damit zur Weißglut gebracht, dass sie sich verschaltete. Bei 20 Stundenkilometern den vierten Gang reinzuhauen, war nicht so gut. Auf der Autobahn aus Versehen den zweiten Gang einzulegen, auch nicht.
Selbst als sie schon lange den Führerschein in der Tasche hatte, saß immer noch die mächtige Angst in ihr, sich zu verschalten und dem Motor auf die Weise etwas anzutun. Ihr Fahrlehrer hatte ihr mal von einem Schüler erzählt, der ein Problem mit der Motoraufhängung und somit einen fünfstelligen Schaden verursacht hatte. Das wollte sie gerne vermeiden.
Sie war überhaupt ein sehr ängstlicher Mensch. Deswegen hatte sie den Führerschein auch erst sehr spät in Angriff genommen und auch sehr lange dafür gebraucht, um ihn zu kriegen. Seit sie ihn aber hatte, fuhr sie umso lieber. Sie war stolz, ein weiteres Hindernis ihres Lebens aus dem Weg geräumt zu haben.
Die Angst durfte nicht siegen, das hatten ihr immer wieder die unterschiedlichsten Leute gesagt. Diese Leute hätte sie früher in ihrem Leben gebraucht. Sie hatte zwar ein einigermaßen passables Abitur hinbekommen, aber dann aus lauter Angst, an der Uni zu versagen, eine Ausbildung begonnen. Klar, sie hatte genug Geld, aber das konnte sie auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie gnadenlos unterfordert, mit den Mitschülern ständig im Streit und insgesamt überhaupt sehr unglücklich war.
Während Liane die Straße weiter entlangfuhr, dachte sie nach. Sie redete sich selbst gern ein, dass ein Nichtkönnen sie noch nie von irgendwas abgehalten hatte. Und dann musste sie an eine Szene aus der Fahrschule denken. Als sie bereits kurz vor der praktischen Prüfung stand, verriet sie ihrem Fahrlehrer, dass sie gerne mal Motorrad fahren lernen würde. „Das packst du charakterlich überhaupt nicht“, hatte der Fahrlehrer gesagt. „Weißt du eigentlich, wie oft man sich in den ersten Stunden mit dem Motorrad auf die Schnauze legt? Da gibst du total schnell auf.“ „Kann schon sein, dass das anstrengend ist“, entgegnete Liane, „aber mein Vater hat mich früher immer mitgenommen auf dem Motorrad und das war so schön.“ Der Fahrlehrer nickte und wies sie an, die Spur zu wechseln.
Nun, mit dem Motorradführerschein würde sie wohl noch warten müssen. Es wäre jetzt jedenfalls gegen alle Vernunft, sich die Straße auch noch auf zwei Rädern erobern zu wollen, während noch mindestens ein Jahr Studium auf sie wartete. Sie konnte es immer noch nicht glauben, dass sie tatsächlich an der Uni immatrikuliert war, obwohl das schon ewig lange so war. Würde sie jemals fertig werden?
Liane fuhr auf den Parkplatz ihres örtlichen Supermarktes, stellte den Motor aus, lehnte sich über ihr Lenkrad und seufzte.
So oft fragte sie sich, ob sie im Leben auf dem richtigen Weg war, und so oft tendierte sie dazu, diese Frage mit Nein zu beantworten. Ohne jemals zu wissen, was denn der richtige Weg war.
Sie seufzte laut, schnappte sich den Einkaufskorb, schloss ihr Auto ab und ging in den Supermarkt. Eine Frau pries mit falschem Lächeln die neueste Kreation aus Schokolade an. Liane nahm eine Probe und ging weiter. Sie musste daran denken, wie sie mal einen Ausbeuterjob im Supermarkt gehabt hatte, den sie nach zwei Tagen gekündigt hatte. Ob die Frau hier wohl besser bezahlt wurde?
Der Signalton, der eine Durchsage ankündigte, riss sie aus ihrer Lethargie. Sie musste schnell noch alle Zutaten fürs Abendessen besorgen, damit sie noch rechtzeitig vor ihrer Lieblingsserie mit dem Essen fertig war.
Brauchte man ein Ziel im Leben? Viele Menschen lebten einfach nur so vor sich hin. Und waren damit unglücklich.
Liane seufzte, packte ihre Einkäufe in den Korb und danach aufs Band und freute sich, dass sie wenigstens eine Lieblingsserie im Fernsehen hatte, weil das hieß, dass sie etwas hatte, worauf sie sich freuen konnte.

Kampf dem Herztod

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Ein paar Blogger, darunter ein von mir geschätzter Rettungssanitäter, wollen eine Aktion starten, bei der über die Gefahren des Herzinfarktes aufgeklärt wird. Ich finde die Aktion gut und möchte dazu auch gern etwas erzählen.

Im Juni habe ich einen lieben Freund verloren. Von einem Tag auf den anderen war er plötzlich nicht mehr zu erreichen. Durch eine Pressemitteilung unserer Uni musste ich es dann erfahren: Er war im Alter von 26 Jahren verstorben.

Durch Nachfragen bei seinem Professor und gemeinsamen Freunden konnte ich dann in Erfahrung bringen, dass er Schmerzen in der Brust hatte, den Arztbesuch aber immer aufschob. Er hat immer gesagt: Ich warte erst mal ab, ob die Schmerzen von alleine weggehen. Wochenlang. Und dann war es zu spät. Liebe Leser: Wenn ihr Brustschmerzen habt, lasst die auf jeden Fall sofort untersuchen! Dann kann euch vielleicht noch geholfen werden.

Die wichtigsten Anzeichen für einen Herzinfarkt findet ihr hier. Für einen Herzinfarkt gibt es verschiedene Risikofaktoren, dazu gehören verschleppte Infektionen sowie Stress. Versucht also, das zu vermeiden.

Macht gerne bei der Aktion mit und lebt gesund!

Mit freundlichen Grüßen

Die Kitschautorin

Versatile blogger award

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Durch das Durchforsten meiner Statistik entdeckte ich zufällig, dass ich für den Versatile Blogger Award nominiert wurde, und zwar durch wortgerinnsel. Vielen Dank dafür. ^_^

Ich erzähle nun also 7 Fakten über mich, die noch niemand weiß. Hm. (Man sehe mir nach, wenn hier jetzt was steht, was schon irgendwo war.)

  • ich habe – glaube ich – jetzt schon das ergreifendste Buch 2017 gefunden (wen’s interessiert: „Der Junge muss an die frische Luft“ von Hape Kerkeling)
  • ich besitze drei verschiedene Bibelausgaben, die Ausgaben von Teilen davon nicht mitgerechnet (eine ein Geschenk von meiner Großtante zur Taufe, eine wurde an der Uni verteilt und eine habe ich mir vor kurzem selbst gekauft, die brandneue Lutherbibel)
  • ich bin allergisch auf irgendwas, aber worauf, weiß man nicht genau (es wird aber entweder was mit Kleintieren oder mit Heu zu tun haben)
  • ich musste, von meiner Geburt mal abgesehen, noch nie im Krankenhaus übernachten
  • mein erster Auslandsaufenthalt war vermutlich ein Tagesausflug in die Niederlande (so ist das halt in meiner Heimat^^)
  • in meinem Besitz finden sich Dinge, die ich schon als Baby hatte
  • mein PC-Hintergrundbild ist ein selbstgemachtes Foto aus dem Osnabrücker Dom (analog zu einer islamischen Mitstudentin, die ein Foto der Blauen Moschee bei sich draufhatte, was ich echt cool fand)

Laut Regelwerk soll ich jetzt eigentlich 15 andere Blogger nominieren, das ist aber echt schwer, also beschränke ich mich auf 4 Blogger und hoffe, dass ich da niemanden erwische, der ihn schon hat.

Mit freundlichen Grüßen

Die Kitschautorin

Nachtrag vom 8. Dezember 2020: Mittlerweile hat man ein paar Unverträglichkeiten bei mir aufgedeckt, z.B. bestimmte Antibiotika. Ich war schon ein paar Mal im Krankenhaus zur Übernachtung. Und mein derzeitiges Hintergrundbild ist Bond… James Bond.

Geschützt: Kurz kommentiert (mehr oder weniger), Teil 40

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Valerie und der Priester

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Neulich bin ich auf ein interessantes Projekt gestoßen. Die atheistische Berliner Journalistin Valerie Schönian begleitet ein Jahr lang den Priester Franziskus von Boeselager. Und lernt enorm viel über ihn und seinen Glauben. Zu einigen Artikeln möchte ich jetzt meine Gedanken niederschreiben.

Zu Hause bei Franziskus im Sauerland

Valerie schreibt darüber, dass in Franziskus‘ Familie der christliche Glaube ganz selbstverständlich präsent war, anders als bei ihr. Das erinnerte mich an etwas, das mein Vater neulich gesagt hat. „Wir sind halt nicht damit aufgewachsen. Sonst wären wir vielleicht auch Christen geworden.“

Ich bin ja nun auch nicht damit aufgewachsen und habe mich trotzdem irgendwann taufen lassen, dachte ich gerade. Aber so ganz stimmt das ja auch nicht. In meiner Welt, anders als bei meinen Eltern, war der christliche Glaube ja durch Schule und Freunde durchaus präsent. Andererseits war die Mehrheit in meiner Heimat ja nicht evangelisch, sondern katholisch. Und ich habe immer gesagt, dass die Schulzeit mich dem Glauben nicht gerade näher gebracht hat. Hm.

Ich glaube, wer hier aufwächst, hat immer einen Bezug zu Gott. Man kann sich vielleicht gegen ihn entscheiden, aber ignorieren kann man die Idee von ihm nicht.

Das schreibt Valerie über Franziskus‘ Heimat, und ich glaube, bei mir in meiner kleinen Heimat nördlich der drittviertgrößten Stadt Niedersachsens war das genauso. Man konnte Gott und das Christentum da gar nicht ignorieren.

Franziskus‘ Eltern sagen, dass sie ihren Kindern den katholischen Glauben schon mitgeben wollten, nur weniger streng. Irgendwann werden mein Mann und ich sicher auch Kinder haben, und wir reden jetzt schon gelegentlich darüber, wie wir das mit dem Glauben genau machen wollen. Werden sie getauft? Beten wir mit ihnen? Gehen wir mit ihnen in die Kirche und wenn ja, in welche? Kommt an Weihnachten das Christkind oder der Weihnachtsmann? Alles noch ungeklärte, aber wichtige Fragen.

Valerie schreibt darüber, dass Franziskus vor dem Essen betet und dass sie vorher niemanden kannte, der das tut. Ich kannte auch nur eine Person und selbst die tut das nicht immer. Dann war ich drei Tage im Kloster. Die Schwester, mit der ich Kontakt hatte, betet grundsätzlich vorm Essen, egal, zu welcher Tageszeit oder wer mit ihr isst. Ich finde das gewöhnungsbedürftig und ich tue es selbst auch nicht. Aber falsch finde ich das nicht unbedingt. Für die Speisen, die man hat, sollte man schon dankbar sein.

In dem Text geht es auch darum, wie ein Unfall von Franziskus‘ Schwester die Eltern wieder näher zum Glauben führte. Ich finde es toll, dass die das geschafft haben. Ich meine, ich zweifle heute noch oft genug an Gott. Gerade, wenn mir irgendwas Schlimmes passiert.

Wandmomente: Unsere Gespräche über Homosexualität stecken fest

Wenn zwei so unterschiedliche Menschen wie Valerie und Franziskus aufeinandertreffen, bleibt es ja nicht aus, dass es manchmal hakt. Ein wichtiger Punkt ist da Homosexualität. Für Valerie wie für mich, sozusagen. Ich habe lange gezögert, mich einer christlichen Kirche anzuschließen, weil ich spürte, dass da für manche Menschen eben nicht alle gleich sind.

Franziskus sagt, dass nach dem Verständnis der katholischen Kirche eine Ehe darauf ausgerichtet ist, Kinder zu bekommen. Aber es gibt ja auch Paare, die keine bekommen können oder wollen. Was ist mit denen? Die dürfen heiraten. Gleichgeschlechtliche Paare können ja auch miteinander Kinder haben, Stiefkinder oder adoptierte Kinder zum Beispiel. Warum sollen die das nicht haben dürfen?

Franziskus sagt, dass er damit niemanden oder diskriminieren will. Ich sehe das ein bisschen anders.

Er ist genauso Christ wie ich. Aber es gibt da trotzdem einen Punkt, bei dem man nicht zusammenkommen kann. Ein Wandmoment halt, wie Valerie sagt.

Vorweihnachtszeit mit einem Priester

Ich muss ja sagen, Weihnachten ähnelt bei mir eher dem Weihnachten von Valerie – mit Weihnachtsmärkten, Plätzen, „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, geliebte Menschen treffen und so. Aber ein bisschen hat mich schon gestört, dass Weihnachten bei mir vergleichsweise wenig mit dem Christentum zu tun hatte die letzten Jahre. Obwohl ich ja Christin bin. Und seit 2013 Weihnachten jedes Jahr in der Kirche war. Letztes Heiligabend waren Monsieur und ich also im 23-Uhr-Gottesdienst. Und ich habe sogar aus meiner brandneuen Lutherbibel die Weihnachtsgeschichte vorgelesen. Monsieur hätte nicht unbedingt auf einem Kirchbesuch bestanden. Naja, er war auch lange Jahre Lektor und in seinem Leben wahrscheinlich öfter in der Kirche, als ich es je sein werde.

Als ich den Abschnitt über die Austeilung des Abendmahls las, wurde ich wieder wütend. Mich macht immer noch total krank, dass offiziell kein gemeinsames Abendmahl möglich ist. Und dass ich das vermutlich nicht mehr erleben werde.

Drei Gottesdienste und eine heilige Nacht

Weiter oben schrieb ich, dass ich es etwas schade finde, wenn Weihnachten wenig mit dem Christentum an sich zu tun hat. Nichtsdestotrotz denke ich, dass auch Nichtchristen das Weihnachtsfest feiern können. Valerie schreibt, dass es ihr um die Familie geht, und das finde ich auch gut.

Sie schreibt außerdem, dass sie beim dritten Gottesdienst verwirrt darüber ist, wann was gesungen und gemacht wird (beim letzten Gottesdienst war das ja noch ganz anders). Das Gefühl kenne ich gut. Selbst wenn ich in einen ganz normalen evangelischen Gottesdienst gehe, kenne ich einige Teile der Liturgie nicht. Und als ich im Kloster mitgebetet habe, meine Güte…

Ihr Glaube ist fast anfassbar.

Das ist, was bei mir mehr ankommt als die Worte, und das so viele Menschen an Weihnachten in die Kirche treibt, auch wenn sie sonst nie kommen.

Ich glaube, das war lange Jahre mein Problem. Glaube war für mich nie anfassbar quasi, und dann habe ich irgendwann Menschen getroffen, bei denen das anders war. Hätte ich diese Menschen nicht getroffen, wäre ich wohl keine Christin geworden.

tl;dr: Das Projekt „Valerie und der Priester“ ist sehr interessant. Es gibt viele wichtige Einsichten und ich denke, dass man viel lernen kann, wenn man Menschen kennen lernt, die ganz anders sind als man selbst. Offenheit natürlich vorausgesetzt.

Mit freundlichen Grüßen

Die Kitschautorin

Nachtrag vom 8. Dezember 2020: Vor einigen Jahren – ich weiß nicht mehr, wann genau – habe ich Franziskus von Boeselager sogar zufällig persönlich getroffen. Er war sehr freundlich.

2017, endlich

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1. Ganz grob auf einer Skala von 1 bis 10: Wie war dein Jahr?

2. Maximal.

2. Zugenommen oder abgenommen?

Gefuttert und ins Fitti gerannt, ich habe also keine Ahnung…

3. Haare länger oder kürzer?

Mehr oder weniger gleich… irgendwie finde ich einfach, dass mir kurz vor schulterlang am besten steht.

4. Kurzsichtiger oder weitsichtiger?

Ich war vor einigen Wochen beim Optiker. Sofern ich die Brille aufsetze, habe ich 160 Prozent Sehkraft. Das ist ziemlich geil.

5. Mehr Kohle oder weniger?

Bis Mai EXTREM wenig, dann bekam ich einen neuen Job und es wurde mehr.

6. Besseren Job oder schlechteren?

Besser.

7. Mehr ausgegeben oder weniger?

Weniger, ich habe die Fahrschule endlich beenden können…

8. Dieses Jahr etwas gewonnen und wenn, was?

Im Adventskalender von “Gekreuzsiegt” habe ich ein nettes kleines Paket mit Keksen, Tee und Badeutensilien gewonnen. 🙂

9. Mehr bewegt oder weniger?

Ungefähr 2,78 Prozent mehr.

10. Anzahl der Erkrankungen dieses Jahr?

Drei oder so…

11. Davon war für dich die Schlimmste?

Bronchiale Überempfindlichkeit. Ich habe mir über Monate die Seele aus dem Leib gehustet und musste einen Inhaler benutzen.

12. Der hirnrissigste Plan?

*denkt nach* Ein etwas riskanter Spurwechsel, der dann auch völlig verdient zum Durchfall bei der praktischen Fahrprüfung geführt hat.

13. Die gefährlichste Unternehmung?

Die letzte Blutspende.

14. Die teuerste Anschaffung?

Der Führerschein… oh, boy…

15. Das leckerste Essen?

Den Preis müssen sich einer der hiesigen Italiener, ein Italiener in Berlin-Wilmersdorf und mein Mann miteinander teilen…

16. Das beeindruckendste Buch?

„Wenn dir das Lachen vergeht“ von Willibert Pauels.

17. Der ergreifendste Film?

Ehrlich gesagt, so richtig ergreifend fand ich dieses Jahr keinen.

18. Die beste CD?

Smokestack Lightnin‘ – „Stolen Friends – Recorded in Nashville“.

19. Das schönste Konzert?

Ich war dieses Jahr auf keinem Konzert.

20. Die meiste Zeit verbracht mit?

Mit meinem Mann.

21. Die schönste Zeit verbracht mit?

Mit meinem Mann.

22. Zum ersten Mal getan?

Von einem Verkäufer unter Diebstahlverdacht gestellt worden. Verschiedene Gesellschaftsspiele gespielt. Einen Führerschein gemacht. Selbstständig Auto gefahren. Einen Comic im Blog hochgestellt. Meinen Namen in ein Buch bekommen. Ein Kloster besucht. Eine Predigt mitgeschrieben. Ein Handy-Zugticket gebucht. Diverse nicht jugendfreie Dinge.

23. Nach langer Zeit wieder getan?

Geschichten von mir online gestellt (und geschrieben). Eine Bachelorarbeit angefertigt. Mir einen Löffellistenwunsch erfüllt. Eine Draisinen- sowie eine Fährfahrt gemacht. Freiwillig Fisch gegessen. Nach Schleswig-Holstein und Berlin gefahren. An (und auf) der Ostsee gewesen.

24. Dinge, auf die ich gut hätte verzichten können?

Stress mit der Nachbarin, Unistress, die verpasste Jobchance im März, den Streit mit meinem alten Arbeitgeber, Rückenschmerzen, Kreislaufprobleme, Krankheiten bei mir und anderen, Fremdenfeindlichkeit, Trauer…

25. Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?

Die Sinnhaftigkeit meiner Arbeit.

26. Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?

Ein Armband.

27. Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?

Ein Tablet. Ich habe es echt schwer, meine Finger da wegzunehmen. 😀

28. Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?

„Ich will mit dir zusammenbleiben.“ („Sie haben bestanden“ war aber auch nicht schlecht.)

29. Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?

So was Ähnliches wie in Frage 28…

30. Dein Wort des Jahres?

Führerschein.

31. Dein Unwort des Jahres?

Chemotherapie.

32. Dein(e) Lieblingsblogs des Jahres?

Die gute Erzaehlmirnix.

33. Verlinke deine Rückblicke der vorigen Jahre.

Geschützt: Jahresrückblick 2011

https://kitschautorin.wordpress.com/2012/12/23/soundtrack-of-2012/

https://kitschautorin.wordpress.com/2013/01/01/2013-omfg/

Jahresrückblick 2013

2015, yeh

Da hat man sich grad mal an 2015 gewöhnt

Mit freundlichen Grüßen und Wünschen für das Jahr 2017

Die Kitschautorin